Editores Medicorum Helveticorum1334SGIM

Berner Klinik Montana

  • Veröffentlicht:

    18 Januar 2024
  • Pensum:

    100%
  • Vertrag:

    Festanstellung
  • Arbeitsort:

    Bulle

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SGIM
OrGanISatIOnen der ÄrzteSchaft aufgaben, ziele und Strukturen die Internistische rehabilitation Stephan Eberhard
Die Rehabilitation ist ein wichtiger und wachsennagementsystem abgebildet. Wir sind überzeugt, der Bestandteil der modernen Medizin. Bei der zudass die Qualitätskriterien sowohl einen minimalen Präsident Arbeitsgruppe nehmenden Multimorbidität der Rehabilitations- Standard abbilden müssen, als auch die Weiterent- Internistische Rehabilitation* SGIM patienten kommt dem Facharzt für allgemeine Inwicklung des Fachgebietes der Internistischen Rehanere Medizin sowie dem Bereich der Internistischen bilitation fördern sollen. Dabei soll die Anzahl der Rehabilitation immer grössere Bedeutung zu [1]*.
Kriterien auf ein Minimum beschränkt werden, sich * Die Literaturangaben finden Die Arbeitsgruppe Internistische Rehabilitation der nahtlos in den klinischen Alltag integrieren, eine efsich unter www.saez.ch Aktuelle Nummer oder
SGIM legt im folgenden und im Anschluss an den fektive und effiziente Leistungserbringung fördern Archiv 2012 37.
2007 erschienenen Artikel von Werner Karrer in der und die stete Weiterentwicklung des Fachbereichs Schweizer Ärztezeitung [2] zur Internistischen Rehaanstossen und unterstützen. bilitation ein Strukturpapier vor, das Vorschläge als Empfehlungen beinhaltet und als Diskussions- Definition der Internistischen Rehabilitation grundlage für zukünftige Entwicklungen im Bereich Internistische Rehabilitation ist ein gesundheitsder Internistischen Rehabilitation dienen soll. und autonomieorientierter Prozess, der alle koordi- Der Facharzt für Allgemeine Innere Medizin ist nierten Massnahmen medizinischer, pädagogischer dahingehend ausgebildet, dass er fähig ist, die meisund sozialer Art umfasst, die es dem Kranken erten Krankheiten des erwachsenen Menschen zu diamöglichen, krankheits- oder therapiebedingte Eingnostizieren, zu behandeln sowie die Langzeitbeschränkungen zu überwinden und wieder eine ophandlung und auch die Rehabilitation sicherzusteltimale physiologische, psychologische und soziale len. Dies macht er eigenverantwortlich oder unter Funktionalität zu erlangen, in der Art, dass er sein Hinzuziehen entsprechender Fachspezialisten [3]. Leben aus eigener Kraft in grösstmöglicher Autono- In der Internistischen Rehabilitation ist der mie gestalten und seinen Platz in der Gesellschaft Facharzt für Allgemeine Innere Medizin die Drehwieder einnehmen kann. scheibe für die Patientenbehandlung, die er gleich- * Arbeitsgruppe Internistische Rehabilitation: berechtigt mit anderen Fachdisziplinen vornehmen Naturgemäss gibt es Überschneidungen zur geri- Dr. med. Jürg Berchtold, Reha kann. Unter Rehabilitationsmedizin verstehen wir atrischen Rehabilitation, onkologischen Rehabilita- Chrischona, Bürgerspital Basel die medizinische Behandlungsmethode, die zum tion und den bekannten, modern oft als organspe- Dr. med. Werner Karrer, Luzerner Höhenklinik Montana
Ziel hat, die Partizipationsfähigkeit des Patienten zu zifische Rehabilitation bezeichneten Gebieten (z. B. Dr. med. Susi Stöhr, erhalten oder zu verbessern. Dabei beschreibt die pulmonale Rehabilitation, kardiale Rehabilitation, SUVA Luzern
Partizipation das Einbezogensein in eine Lebenssitumuskuloskelettale Rehabilitation und teilweise auch Dr. med. Stefan Bachmann, ation. Die Fähigkeit, an einer Lebenssituation teilzuzur neurologischen Rehabilitation). Betrachtet man Kliniken Valens
Dr. med. Patrick Konietzny, nehmen, ist abhängig von den Funktionen und Aktiden Menschen als eine bio-psycho-sozio-spirituelle Klinik Adelheid, Unterägeri vitäten, die ein Mensch in seiner üblichen Umwelt, Einheit, so ist evident, dass eine Aufteilung in ver- Dr. med. Nic Zerkiebel, respektive in seinem sozialen Umfeld, benötigt, um schiedene Fachdisziplinen dem Behandlungserfolg Klinik Susenberg Zürich
Dr. med. Dieter Breil, ins gesellschaftliche Leben einbezogen zu sein. Rehanicht immer förderlich ist. In den oft komplexen Kantonsspital Olten bilitationsmedizin erfolgt unter fachärztlicher Lei- Situationen bietet sich eher eine multiprofessionelle Dr. med. Wanda Bosshard, tung im interdisziplinären und multiprofessionellen Zusammenarbeit an. Aufgrund seiner breiten Wei- Hôpital de Lavaux Team. Die Internistische Rehabilitation wird in der terbildung ist der Facharzt für Allgemeine Innere Prof. Dr. med. Anne-Françoise Allaz, Universitätsspital Genf Regel durch den Facharzt für Allgemeine Innere Medizin eine ideale Instanz, um aus den vorhande- Dr. med. Bernard Davy, Medizin geleitet. nen Fachkompetenzen die notwendigen Schlüsse zu Clinique La Lignière, Gland
Die Rehabilitationsmedizin arbeitet immer auf ziehen und die Synthese für die Behandlung inter- Dr. med. Olivier Berclaz, Clinique Bois-Bougy, Nyon vorgängig zusammen mit dem Patienten definierte nistischer Patienten zu erstellen. Dr. med. Josef Perseus, Zürcher Rehabilitationsziele hin, die schwergewichtig im Be- Höhenklinik Davos Clavadel reich der Partizipationsfähigkeit des Patienten ange- Indikatoren siedelt sind. Als Denkmodell dient der Rahmen der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigaufnahmeindikatoren keit und Behinderung (ICF) [4]. Das Rehabilita- Die Rehabilitationsindikation ist vom Behinde- Korrespondenz: tionsteam wird ärztlich geführt, die Leistungen koorrungsgrad und vom Rehabilitationspotential abhän- Dr. med. Stephan Eberhard MBA Berner Klinik Montana diniert und anhand von definierten klinischen Pfagig. Der Behinderungsgrad umschreibt primär, wie CH-3963 Crans-Montana den appliziert. weit der Betroffene in seiner autonomen Lebensfüheberhard.stephan[at] Die Sicherstellung einer adäquaten Qualität der rung (Partizipation) eingeschränkt ist. Sekundär werbernerklinik.ch Leistungserbringung wird in einem Qualitätsmaden Struktur-, Funktions- und Aktivitätseinschrän- Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2012;93: 37 1334
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OrGanISatIOnen der ÄrzteSchaft kungen beschrieben. Das Rehabilitationspotential kann die Indikation sowie die Zuteilung in ambukann man dahingehend definieren, dass bei gegebelante und stationäre Einrichtungen nach folgendem, ner Einschränkung sowohl ein realistisches Rehabilivon der onkologischen Rehabilitation in der Schweiz tationsziel auf Partizipationsebene, als auch eine übernommenem Schema [5] geschehen (Abb. 1). entsprechende Motivation für die Rehabilitationsbehandlung bei Patient und Umfeld vorliegen. Prozessindikatoren
Spezifische Indikationen kann man z. B. wie folgt

  • Eine Einrichtung für Internistische Rehabilitaausdrücken: tion verfügt über an das Patientengut angepasste
  • Internistische Erkrankungen, die eine rehabilitaklinische Behandlungspfade. Ebenso sind der tionswürdige Partizipationsstörung verursachen,
Aufnahme-, der Entlassungsprozess und der Zielbei gegebenem Rehabilitationspotential setzungsprozess definiert.
  • Partizipationseinschränkungen bei Vorliegen
  • Die Einrichtung verfügt über wirkungsvolle Insmehrere, aktiver und behandlungsbedürftiger trumente der Prozesskoordination. Krankheiten und Leiden (auch postoperative Zu- - Die Zielsetzung auf Ebene der Partizipation ist stände) für jeden Patienten individuell dokumentiert.
  • Beeinträchtigung der Aktivitäten und der Teil- - Für spezielle Fragestellungen je nach Tätigkeit habe u. a. im Bereich der Mobilität, der Kommubesteht ein definierter Konsiliardienst (z. B. Chirnikation, der Selbstversorgung, des häuslichen urgie/Orthopädie, Psychiatrie, Kardiologie, Pneu- Lebens, der interpersonellen Beziehungen, dem mologie, Onkologie, Rheumatologie, Infektiolo- Broterwerb, der Freizeitgestaltung, dem Umgang gie usw.) mit Stress und anderen psychischen Anforderun- - Es ist eine Notfallequipe definiert, welche die gen, bedeutender Lebensbereiche (Schule, Aus- Notfallversorgung und den Basic Life Support bildung, Spiritualität) sowie dem gemeinschafts-/ innert Minutenfrist sicherstellt. sozialen und staatsbürgerlichen Leben.
  • Es bestehen geeignete Systeme zur Telekommu- Für den Übertritt in die Rehabilitationsabteilung nikation (z. B. Mobiltelefon, elektronisches Dosoder das ambulante Rehabilitationsprogramm sollte sier internetbasiert usw.), damit jederzeit ein Arzt der apparative und personell aufwendige Teil der erreichbar ist, der entsprechende Sofortmass- Diagnostik abgeschlossen sein. Die Pflege und Benahmen einleiten kann. handlungsfortführung muss in der Rehabilitations- - Der ärztliche Dienst ist bei medizinischer Noteinrichtung garantiert werden können. wendigkeit jederzeit nach spätestens 15 Minuten Wir schlagen vor, dass jede Rehabilitationseinam Patienten. richtung Aufnahmekriterien im Rahmen der vorhan- - Die Einrichtung führt regelmässige Outcomedenen Aufträge und Kompetenzen erstellt. Generell messungen durch.
abbildung 1
Algorithmus zur Bestimmung, ob stationäre oder ambulante internistische Rehabilitation indiziert ist. ja nein
Transport sinnvoll ja nein möglich Transportfähigkeit gegeben ja nein Rehabilisationskoordination nein sichergestellt ja Ambulantes Therapienein
Angebot adäquat vorhanden ja
Betreuung zu Hause gewährleistet nein nein nein Realistische Zielsetzung
Motivation von Patient ja und Umfeld vorhanden Partizipationseinschränkung
Arbeitsfähigkeit ja eingeschränkt Schmerzen/chron. Müdigkeit
Erschwerter Umgang mit
Krankheits- oder Therapieschäden Emotionale Probleme
Ernährungsprobleme
Körperliche Leistungsfähigkeit im Alltag eingeschränkt Funktionalität/Mobilität im täglichen Leben eingeschränkt
Autonomie im Alltag eingeschränkt Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2012;93: 37 1335
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OrGanISatIOnen der ÄrzteSchaft Speziell für stationäre Einrichtungen: trum der Einrichtung weitere Spezialitäten bei- - Tägliche Therapieanpassungen sind möglich. gezogen werden. - Der Zugang zu weiterführenden Untersuchungen (Röntgen, Labor, EKG, Belastungs-EKG, Outcomekriterien
Lang zeit-EKG, Spirometrie usw.) ist sicherge- Die Rehabilitationseinrichtung definiert Outcomestellt. kriterien und führt bei jedem Patienten Outcome- - Verfahren zur Schnittbilduntersuchung stehen messungen durch. innerhalb von ca. 30 Minuten Fahrdistanz zur Als Outcomekriterien kommen beispielsweise in Ver fügung.
Frage:
- 6-Minuten-Gehtest
Personalressourcen (stationäre einrichtung) - Timed-get-up-and-go-Test
  • Die ärztliche Leitung ist zu 80 % festangestellt.
  • Erfassung der Partizipationsfähigkeit (z. B. WHO- - Die ärztliche Leitung:
DAS II) [6]
- verfügt über einen Facharzttitel für allge- - Zielerreichung auf Partizipationsebene (gemäss meine Innere Medizin plus 2 Jahre Erfahrung ANQ) [7] in Reha bilitationsmedizin an einer anerkann- Je nach Indikationsbereich kann die Klinik weitere ten Einrichtung. Messungen definieren.
- v erfügt über einen Facharzttitel für Physikalische Medizin und Rehabilitation plus 3 Jahre Schlussüberlegungen
Erfahrung in Allgemeiner Innerer Medizin an In der Rehabilitation allgemein und in der Internistieiner a nerkannten Einrichtung. schen Rehabilitation speziell besteht eine grosse - erfüllt idealerweise das Fortbildungspro- Chance für die Zukunft, neben der Krankheitsgramm der SGIM und der SGPMR. behandlung auch die vom Patienten selbst wahr- - Alternativ: Obige Qualifikationen sind im genommene Gesundheit zu verbessern, indem Kaderärzteteam vorhanden und die Fortbil- Einschränkungen in der Partizipationsfähigkeit dungspflicht ist erfüllt. Die Kaderärzte sind je ver mindert werden. Problematisch erscheint die zuzu mindestens 50% festangestellt. nehmende Aufteilung in die sogenannten organspe- - Pflege mit Niveau Bachelor ist garantiert. zifischen Rehabilitationsangebote. Die Rehabilita- - Physiotherapie tionsmedizin geht immer von einem ganzheitlichen - Ergotherapie
Menschenbild aus, was einer organzentrierten Reha- - Klinische Psychologie bilitation entgegensteht. Gerade dieses ganzheit- - Sozialdienst liche Menschenbild, gepaart mit der Fähigkeit, die - Ernährungsberatung
Befunde der verschiedenen somatisch und psy- - Diätkoch chisch orientierten speziellen Fachbereiche in ein Je nach Indikationsspektrum in der Rehabilitations- Behandlungskonzept zu integrieren, zeichnen den klinik oder in Kooperation mit anderen Institutio- Facharzt für Allgemeine Innere Medizin aus [8, 9]. nen vorhandene Kompetenzen:
In den nächsten Jahren ist es wünschenswert, die - Stomaberatung
Forschungsanstrengungen im Bereich der Inneren - Diabetesberatung
Medizin auch auf die Rehabilitation zu richten. Einen - Logopädie/Schlucktherapie
Schwerpunkt hierbei stellt sicher die Outcome-For- - Orthopädieschuhmacher/Orthopädietechniker schung dar. Bisher ist die Studienlage spärlich und
  • Sozialarbeiter die vorliegenden Empfehlungen entsprechen einem
  • Spitalseelsorge
    Expertenkonsens, wobei vor allem Analogieschlüsse vonseiten der vorhandenen Studien zur onkologi- Minimales Behandlungsangebot schen Rehabilitation abgeleitet werden können. (vor allem stationär)
Dieser Text versteht sich als Diskussionsgrundlage,
  • Kontinuierliche Betreuung der Patientinnen und aber auch als Aufruf an alle an der Rehabilitation be- Patienten durch den Facharzt für Allgemeine teiligten ärztlichen und paramedizinischen Fachge- Innere Medizin sellschaften, jetzt gemeinsam am Rehabilitationsange- - Mindestens eine diplomierte Pflegekraft 24 Stunbot der Zukunft zu bauen. Dies insbesondere bei der den am Tag anwesend sich abzeichnenden Knappheit von medizinischem
  • Invasive Pflege möglich (Infusion, Ernährungs- Fachpersonal (Ärzte, Pflege ), den steigenden normasonden) tiven Anforderungen vonseiten Politik und Gesetzge- - Physiotherapie individuell und in Gruppen bung und der gesetzlichen Notwendigkeit, bis 2015
  • Ergotherapie individuell und in Gruppen einen neuen Rehabilitationstarif zu entwickeln, was
  • Physikalische Therapie eine neue Betrachtungsweise des Fachgebietes not- - Ernährungsberatung und -therapie individuell wendig macht. Gemeinsames Ziel soll es sein, eine und in Gruppen nutzenstiftende Rehabilitationsbehandlung für alle
  • Sozialdienst
Patientinnen und Patienten der Schweiz zugänglich - Bei Bedarf können gemäss dem Indikationsspekzu machen, sei sie nun ambulant oder stationär. Schweizerische Ärztezeitung | Bulletin des médecins suisses | Bollettino dei medici svizzeri | 2012;93: 37 1336
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