Stiftung Schweizer Zentrum für Heil- und Sonderpädagogik
Olten
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ICT in Sonderschulen: Verwendungszweck,Infrastruktur und Einstellungen zu Computernin spezialisierten Institutionen
- Veröffentlicht:29 Oktober 2025
- Pensum:100%
- Vertragsart:Festanstellung
- Arbeitsort:Olten
Job-Zusammenfassung
Die Verwendung von ICT in Sonderschulen ist entscheidend für den Fortschritt. Eine Umfrage zeigt positive Entwicklungen bei der Computernutzung.
Aufgaben
- Sonderschulen setzen Computer als Hilfsmittel ein.
- Die Infrastruktur und Angebote zur Weiterbildung werden bewertet.
- Der Einfluss von ICT auf Unterrichtsstil und Lehrerrolle wird analysiert.
Fähigkeiten
- Erfahrung im Bereich ICT und Sonderpädagogik ist wichtig.
- Kenntnisse in digitaler Bildung sind erforderlich.
- Fähigkeit zur Anwendung von Lernsoftware ist von Vorteil.
Ist das hilfreich?
Über den Job
- SCHWERPUNKT: E-LEARNINGAndreas Fehlmann
ICT in Sonderschulen: Verwendungszweck, Infrastruktur und Einstellungen zu Computern in spezialisierten Institutionen Die Verwendung von Computern in der französisch-/italienischsprachige Schweiz Volksschule wird durch verschiedene Ininsgesamt immer noch motivierter, ICT einitiativen gefördert und ist auch gut dokuzusetzen; der Stellenwert der ICT wird hömentiert - mit Ausnahme der Situation her eingestuft als in der deutschsprachigen an Sonderschulen. Wie sieht es denn bei Schweiz. Unverändert blieb auch die Eindiesen aus, werden Computer verwendet, schätzung der Lehrpersonen, dass die Verwenn ja wie, gibt es Besonderheiten? Eine wendung von Computern die Motivation Umfrage des Autors, Mitarbeiter der SFIB, der Schülerinnen und Schüler günstig begibt einen Einblick. einfl usst. Pioniere und besonders aktive Lehrper- 1990 wurde eine Umfrage bei den IV-anersonen gibt es sicher (hoffentlich!) auch imkannten Sonderschulen durchgeführt (Sturmer noch, doch insgesamt kann man festny, 1990). 15 Jahre später wurde eine weitestellen, dass die Verwendung von Compure Umfrage von der Schweizerischen Fachtern aus der Pionierphase herausgewachsen stelle für Informationstechnologien im Bilist. Heute ist die Verwendung zu grossen dungswesen durchgeführt - 15 Jahre, die Teilen etabliert, es muss kaum noch expliauf eindrückliche Weise die Entwicklungen zit begründet werden, warum Computer in in diesem Bereich zeigen. der Sonderpädagogik eingesetzt werden Während damals die Computernutkönnen und sollen. Auch scheinen die zung durch Lehrpersonen, Schülerinnen Zeiten, in denen die Pioniere die Hardund Schüler unter 10% lag, kann heute und Software selber fi nanzieren mussten, von einer Zahl von über 80% ausgegangen vorbei zu sein - dies zeigen etwa die Antwerden. Verschwunden sind auch Compuworten auf die Frage, ob die Befragten über tersysteme wie Atari, Commodore, Amiga ein ICT-Konzept verfügen. Lediglich 35% oder Olivetti, Namen die heute höchstens der (meist kleineren) Institutionen geben noch nostalgische Gefühle auslösen. 1990 an, kein ICT-Konzept zu haben; alle andewaren knapp 40% der eingesetzten Proren haben eines, es ist eines in Arbeit oder gramme selbst geschrieben - heute sind es geplant. noch knapp 13%. Dies spiegelt ansatzweise die Situation von damals, als sich ICT-Pio- Warum Computer in der Sonderpädagogik? niere mit ausgezeichneten Computerkennt- Es gibt eine Reihe von Publikationen welche nissen eigene massgeschneiderte Programsich damit auseinandersetzen, wo, wie und me schrieben, wohl auch in Ermangelung unter welchen Gesichtspunkten Computer geeigneter Alternativen. in der Sonderpädagogik Verwendung fi n- Andere Dinge haben sich in der Zwiden können. Nachfolgend sind als Verwenschenzeit wenig verändert. So erscheint die dungszwecke einige hervorgehoben, wel- 18
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che sich von denen der Regelschule abhediesbezüglich die Sonderschulen? Wir wollben. Dies sind etwa (vgl. Lamers, 2001): ten Angaben darüber gewinnen - über ei- - Computer als prothetisches Hilfsmittel ne Umfrage. - Computer als Hilfsmittel für basales Funktionstraining
Vorgehen
- Computer als Lernhilfsmittel Insgesamt wurden 428 Fragebogen an die
- Computer als therapeutisches Hilfsmittel Leitungen der vom BSV verzeichneten IV- - Informationstechnische Grundbildung anerkannten Sonderschulen per Post veran Sonderschulen als Vorbereitung auf die schickt. Er konnte auch online ausgefüllt Arbeits- und Berufswelt werden, auf Deutsch oder Französisch. Die
- Förderung von Kindern mit Teilleistungs- Adressen wurden aus der Liste des BSV störungen insbesondere in den Bereichen übernommen und nicht verifi ziert; es ist Wahrnehmung, Motorik und Sprache anzunehmen, dass einige die Adressaten nicht erreichten. Zudem wurden keine vor- Nicht genannt sind hier Bereiche, welche frankierten Couverts beigelegt. der Optimierung des Lernprozesses allgemein zugeordnet werden können, diese gel- Rücklauf ten für Sonderschulen sicher auch in diffe- Es wurden 125 Fragebogen ausgefüllt, 27 renzierter Weise davon online (Rücklauf: 32%). Die Beteiligung der Sprachregionen ist recht ausge- Gründe und Ziele dieser Umfrage?
ICT grosses Gewicht bei, sei dies als Me- Die Fragen können in 6 Bereiche gegliedert dium der Unterrichtsorganisation (E-Learwerden: ning) wie auch als Ausbildungsthema. Die 1. Merkmale der Institutionen verfügbaren Umfragen und Statistiken bie- 2. Allgemeine Bedeutung von ICT ten einen guten Überblick über die Verbrei- 3. Infrastruktur tung und Verwendung der ICT (vgl. Elsener, 4. Didaktische Bedeutung
Luthiger & Roos, 2003; Niederer et al. 2002, 5. Weiterbildung, ICT-Kenntnisse Indikatoren zur Informationsgesellschaft 6. Ausblick des Bundesamtes für Statistik). Wo stehen Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik 4/06 19
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Die meisten Fragen boten Gelegenheit für Schweiz die Bedeutung der ICT für wich- Bemerkungen, die meisten Antwortarten tiger halten als die deutsche Schweiz stimwaren Mehrfachauswahlantworten. men mit den Resultaten des Bundesamtes für Statistik von 2002 überein. Grössere Die Antworten
Institutionen schätzen die Bedeutung der Zu 2. Allgemein wird die Bedeutung der ICT ICT eher wichtiger ein als kleinere. Ähnlich als wichtig bis sehr wichtig eingeschätzt. sieht es aus bei den Konzepten, welche ICT Dies wie auch die Tatsache dass Institutizum Thema haben. Auch hier geben mehr onen aus der französischen/italienischen der grösseren Institutionen an über ein Kon- Exemplarisch:
Der Einsatz von ICT am Heilpädagogischen Schulzentrum Olten (hpsz) Zusammen mit den Oltner Stadtschulen hat das Heilpädagogische Schulzentrum Olten die Möglichkeit erhalten, seit Juni 2003 in einem umfassenden Projekt ICT in den Schulalltag einzubinden. Im ersten Projektjahr lag der Schwerpunkt bei der verpfl ichtenden Grundausbildung der Lehrkräfte. Im zweiten Jahr folgte die Gerätebeschaffung und die Vernetzung und seither fi nden, ebenfalls verpfl ichtend, regelmässige Kurse zur Vertiefung und zur didaktischen Anwendung statt. Ausbildung und Wartung der Geräte sind für alle Stadtschulen zentral organisiert. Inzwischen hat sich der Einsatz von ICT sowohl in der Unterrichtsvorbereitung, als auch im Unterricht und in der Schulorganisation etabliert und kann laufend erweitert werden. Besonders positive Auswirkungen lassen sich bis jetzt vor allem in folgenden Bereichen erkennen:
- ICT ist gerade im Unterricht der Sonderschule besonders gut und vielfältig einsetzbar. Digitalfotos, illustrierte Arbeitsanleitungen, Filmsequenzen, individualisierende Lernprogrammen, etc. bieten einen effektiven didaktischen Mehrwert.
- Die Hemmschwelle, elektronische Hilfsmittel für unterstützte Kommunikation und für körperbehinderte Kinder gewinnbringend einzusetzen, ist mit zunehmender Computerkenntnis kleiner geworden.
- Besonders hilfreich ist der Einsatz von Computern auch für die Schulorganisation in einer grossen, teilweise dezentral geführten Institution. Via BSCW-Plattform sind Organisationshandbuch (mit Stundenplänen, Schülerlisten, Formularen, etc,), Sitzungsprotokolle, Arbeitsmaterialien, Infoblätter, etc. jederzeit auch von zu Hause aus über das Internet zugänglich.
- Da alle Lehrkräfte verpfl ichtend aus- und weitergebildet werden, wird die vorhandene Infrastruktur breit genutzt. Nachdem wir am Anfang die Befürchtung hatten, durch die Einbindung in ein grosses Regelschulprojekt als Sonderschule stark eingeschränkt zu werden, hat sich dies inzwischen als klarer Vorteil erwiesen. Wir mussten uns nicht mit technischen Fragen beschäftigen, der weitaus grösste Teil von Infrastruktur und Ausbildung war gleich, und das Spezielle können wir uns via spezialisierte Beratungs- und Fachstellen ergänzend holen. Walter Jäggi, Schulleiter
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zept zu verfügen oder ein solches geplant zu Computereinsatzes vermerkt, von den franhaben als kleinere Institutionen. zösisch- und italienischsprachigen Institutionen mehr noch als von den deutschspra- Zu 3. Die Institutionen geben mehrheitlich chigen. Der Einfl uss der Verwendung von an gut ausgerüstet zu sein. Bei über 80% der Computern auf Unterrichtsstil und Lehrer- Institutionen sind die Geräte auf verschiederolle wird als gross angesehen, auch hier ne Standorte verteilt, 24% verfügen über eistimmen die französisch- und italienischnen Informatikraum. Es wurde nicht nachsprachigen Institutionen mehr zu. gefragt, ob ein Informatikraum zusätzlich zur Verfügung steht oder ausschliesslich. Zu 5. Knapp 40% der Institutionen kennen Die Verteilung der Geräte auf verschiededie kantonalen ICT-Fachstellen nicht. Diejene Standorte spiegelt eine Entwicklung winigen, die diese kennen schätzen jedoch die der, welche auch in den öffentlichen Schuangebotenen Informationen und Dienstlen festzustellen ist. Lediglich 7% geben an, leistungen. Für den spezifi schen Fachbenicht über Internetanschluss zu verfügen. reich werden die Informationen jedoch als 72% geben an, dass die Lehrpersonen Zuweniger wertvoll angesehen. Spezialisierte gang zum Internet haben, bei 61% der Insti- Fachstellen (etwa für Ein- und Ausgabegerätutionen haben die Schülerinnen und Schüte) werden von den auf diese jeweiligen Beler unter bestimmten Voraussetzungen Zuhinderungen spezialisierten Institutionen gang. Etwa 80% der Lehrpersonen haben geschätzt und sind auch recht gut bekannt. eine E-Mail Adresse, für 50% der Institu- Die Informatikkenntnisse der Mitarbeitentionen stellt E-Mail ein internes Kommuniden werden als "mittel" eingeschätzt. Die kationsmittel dar. In der französischen und Weiterbildungsangebote der Kantone weritalienischen Schweiz werden diese Funkden von 15% der Institutionen als ausreitionen mehr genutzt als in der deutschen chend angesehen. Gemeinsame Weiterbil- Schweiz. Gut 70% der Institutionen nutzen dungen haben schon 42% durchgeführt. Es die Möglichkeit, eine eigene Website zu pubwird als Wunsch geäussert, dass Weiterbillizieren oder Webseiten in anderen Zusamdungsangebote in spezifi schen sonderpädamenhängen zu veröffentlichen. gogischen Bereichen zu den ICT nützlich wären. Zu 4. 79% geben an, den Computer zur Erstellung von Arbeitsblättern zu verwenden, dies ist die weitaus häufi gste Verwendungsart. 60% verwenden Computer in verschiedenen Projekten. Recht gross ist die Anzahl der Institutionen, welche die ICT auch in technisch anspruchsvoller Weise verwenden wie bei Erstellung von Lernsoftware (12%), Verwendung von Lernplattformen (22%) oder der Verwendung von Autorentools (13%). Computer als Motivationsförderung und als Möglichkeit für neue Lernerfahrungen werden als wichtige Faktoren des Schweizerische Zeitschrift für Heilpädagogik 4/06 21
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Zu 6. Informationsbedarf wird angemel- ->Gewünscht werden vermehrt Informatiodet in den Bereichen sonderpädagogische nen zu spezialisierten sonderpädagogischen Lernsoftware, Informationen zu Fachstel- (Lern)softwareprodukten. len, Austauschmöglichkeiten für Sonder- ->Der Ausbau der Informationen zu Lernpädagoginnen und Pädagogen sowie nach software, Unterrichtsmodellen und Aus- Unterrichtsmodellen unter Einbezug von tauschmöglichkeiten ist angesagt. ICT.
Andreas Fehlmann
Fazit
SFIB
->Die verfügbare Infrastruktur (Hard- und Erlachstrasse 21, 3000 Bern
Software, Support) werden als mehrheitlich a. E-Mail schreiben gut gewertet. ->Die Informatikkenntnisse der Mitarbei- Literatur tenden werden als genügend, aber verbes- Elsener, E., Luthiger, H. & Roos, M. (2003). ICT-Nutzung serungswürdig eingeschätzt. an "High-Tech-Schulen". Forschungsbericht. Lu- ->Die Weiterbildungsangebote in ICT der zern: Pädagogische Hochschule Zentralschweiz. Kantone sind bekannt und werden in klei- Niederer, R. et al. (2002). Informations- und Kommunerem Rahmen auch genutzt. Diese Angebonikationstechnologien an den Volksschulen in der te werden aber als wenig relevant für den je- Schweiz. Neuenburg: Bundesamt für Statistik. weiligen Fachbereich wahrgenommen. Sturny, G. (1990). Sonderschulung. In R. Niederer & K. ->Die Weiterbildungsangebote der Kantone Frey (Hrsg.), Informatik und Computernutzung im könnten ausgebaut werden, um den Bedürfschweizerischen Bildungswesen. Zürich: ETH. nissen der Sonderschulen besser gerecht zu werden.
- >Die Dienstleistungen und Informationen der ICT-Fachstellen der Kantone werden als nützlich angesehen, wenn auch nicht in fachspezifi scher Richtung - sie sind jedoch nicht grundsätzlich bekannt. Besser bekannt und als wertvoll eingeschätzt werden spezialisierte Beratungs- und Fachstellen (wie FST oder active communication.
- >Die ICT-Fachstellen der Kantone könnten ihre Aufgaben gegenüber den Sonderschulen besser wahrnehmen wenn sie besser bekannt sind und auch spezifi schere Informationen und Dienstleistungen anbieten.
- >Der Einfl uss der Verwendung von Computern auf Unterrichtsstil und Lehrerrolle wird als gross angesehen - grösser hier die Zustimmung in den französisch- und italienischsprachigen Institutionen.
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