Das etwas andere Jüngerschaftsjahr

Casa Immanuel Stiftung

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  • Veröffentlicht:

    17 Januar 2024
  • Pensum:

    100%
  • Vertrag:

    Festanstellung
  • Arbeitsort:

    Castrisch

Das etwas andere Jüngerschaftsjahr

Das etwas andere Jüngerschaftsjahr
Castrisch, der 1. April 2020. Zum Scherzen ist es heuer wohl den wenigsten zumute. Seit zwei Wochen befindet sich die Schweiz im Lockdown. Die Welt ist wie in Watte gepackt, eingetaucht in eine gespenstische Stille. Doch drei junge Menschen packen ihre sieben Sachen in Umzugskartons und ziehen mutig und gespannt in eine kleine, aber feine Bleibe in Castrisch.
Jüngerschaft und Apfelbäume
Ein Jahr, drei Menschen, eine Wohnung, zwei Mentoren. -- Lockdown, Kurzarbeit, drastische Reduktion sämtlicher Aktivitäten und Beziehungen. -- Der Auftakt des Jüngerschaftsjahrs steht im starken Kontrast zur Weltlage. Wir drei Jünger sind weit weg von der Entschleunigung, die ein Teil der Welt in dieser Zeit erfährt. Im Gegenteil: Wir starten voll durch in ein Jahr, das uns noch tiefer in unsere eigentliche Bestimmung führen soll, in die Weite und Fülle des Lebens. Die Verantwortlichen haben entschieden, trotz der ausserordentlichen Lage am geplanten Start des Jüngerschaftsjahrs festzuhalten. Warum?
Weil sie ans Leben glauben, an die Entwicklung. In der Grundhaltung stimmen sie mit Luther überein: " auch wenn die
Welt morgen untergehen würde, würden wir heute noch einen Apfelbaum pflanzen". Auch die drei kühnen
Jünger glauben, dass ein Neuanfang möglich ist, dass dieses Jahr die Chance bietet, maximal vorwärtszukommen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Dies hat allerdings seinen Preis. Es war kein Zuckerschleck, bis hierhin zu kommen. Es bedeutet beispielsweise das Aufgeben von Sicherheiten und komfortablen
Wohnsituationen. Einige Hürden mussten quasi als "Eintrittsticket" genommen werden, denn das Jüngerschaftsjahr bedeutet auch für die Casa Immanuel grosses Engagement, Schritte aufs Wasser und auch eine gewisse Unsicherheit. Fragen wie "Wie finanzieren wir dieses Jahr?", "Wie wirkt sich dieser Unterbruch auf meine berufliche Laufbahn aus?" oder "Was hat es für Konsequenzen, wenn ich für ein Jahr aus meinem gewohnten Umfeld aussteige respektive wie gehe ich mit diesen um?" beschäftigten uns.
Jüngerschaft einmal anders
Das Jüngerschaftsjahr der Casa Immanuel ist eine Persönlichkeitsschulung mit dem Ziel, immer mehr zu erkennen, wie wir als Schöpfung Gottes unsere Einzigartigkeit in die Welt einbringen können. Es geht darum, die eigene Identität zu festigen, die Gottesbeziehung zu vertiefen sowie eine gesunde Beziehungsfähigkeit zu entwickeln. Mit dem Start des Jüngerschaftsjahrs geht ein langgehegter Traum von Monika Graf in Erfüllung: "Es ist mein Herzensanliegen, dass wir als Casa Immanuel ein Angebot haben, das den zweiten
Satz unserer Vision aktiv unterstützt. Menschen, die durch Versöhnung ihre Identität zu einem guten Anteil entdeckt haben, erkennen im Jüngerschaftsjahr, wie sie unsere Gesellschaft wertschätzend prägen können. Sie entdecken die Freude, die darin liegt, sich zu verschenken. Freude auch an Tätigkeiten, die nicht primär Spass machen. Sie lernen, dass sie über ihre innere Haltung entscheiden und was für eine Kraft darin liegt, sich gemeinsam für eine Vision zu engagieren." Christoph Senn unterstützt Monika Graf als Co-Leiter tatkräftig in der Umsetzung dieses Traums.
Das Setting des Jüngerschaftsjahrs ist absichtlich lebensnah gestaltet, damit die Fähigkeiten, die dort erlernt werden, später im Alltag "verheben". Es setzt sich aus folgenden Elementen zusammen:
Wohnen:
Auseinandersetzung mit den Themen Beziehung und Gemeinschaft im Zusammenleben mit den anderen Teilnehmern
Arbeiten:
Auseinandersetzung mit Themen rund ums Einsetzen der eigenen Fähigkeiten und Ressourcen im Arbeitsalltag
Lernen:
Begabungen entdecken und/oder weiterentwickeln durch Experimentieren in diversen Bereichen; Begleitung durch Mentoren; Schulungen und Kursteilnahmen
Lehren:
Weitergeben und Anleiten von anderen in meinen Begabungen und Fähigkeiten.
Mit unserem Ja zum Jüngerschaftsjahr haben wir ja gesagt zu einem intensiv herausfordernden Jahr, in dem wir anfangen, die Gesellschaft positiv zu prägen. Ein Jahr, in dem wir uns nicht mehr nur um uns selber und unser persönliches Wohlfühlniveau drehen, sondern in dem es weitergehen soll - zu unserer Bestimmung in und für diese Welt. In dem es darum geht, den Versöhnungsweg nicht nur als Hilfsmittel zum Ausbau unserer eigenen Komfortzone einzusetzen, sondern zugunsten unseres persönlichen Auftrags. Wir wollen mehr und mehr zu unserer vollen Lebensfähigkeit und Lebendigkeit finden sowie lernen, mit allem, was das Leben an uns heranträgt, konstruktiv, bejahend, eigenverantwortlich, positiv und selbstwirksam umzugehen. Und das in einem möglichst lebens- und alltagsnahen Setting.
Erfahrungen eines Neuanfangs nach einem halben Jahr
In der ersten Zeit haben wir uns intensiv miteinander auseinandergesetzt als WG, Förderpläne geschrieben, mit dem doch recht vollen Terminkalender gekämpft, uns dem Casa-Alltag angenähert, die Fortschritte des
Einzelnen gefeiert und an den Herausforderungen des neuen und schon ziemlich aussergewöhnlichen Settings "gekätscht". Haben darum gerungen, unseren Platz im neuen Familiensystem zu finden, haben uns in neue
Arbeitsbereiche eingearbeitet und uns in einem hohen Mass auf Gemeinschaft und Beziehung eingelassen. Wir haben mit Widerständen von innen und aussen gekämpft und schlussendlich eine Basis entwickelt, auf der wir aufbauen können.
Ein Jünger berichtet: "Näher zu mir finden, indem ich von mir wegdenke und in andere investiere?
Geht das?
Und wenn ja, wie?, fragte ich mich an Silvester 2019. Die Antwort kam in Form des Jüngerschaftsjahrs:
Durch die WG lebe ich viel mehr Beziehung als zuvor und kann mich Themen wie beispielsweise Menschenfurcht konkret und praktisch stellen. Die Mitarbeit in der Casa empfinde ich ebenfalls als bereichernd: Es tut gut, mich hier zu verschenken und die Gäste willkommen zu heissen. In verschiedenen Settings Verantwortung zu übernehmen, ist für mich einer der wertvollsten Lernprozesse."
Mit unseren Mentoren wie auch jeder für sich setzen wir uns mit Fragestellungen wie den folgenden auseinander: Was ist unsere Haltung zum Thema Arbeit und wie hat sich Gott das wohl gedacht?
Wie sehen wir Familie, was bedeutet für uns "Zuhause", was ist unser Menschen- und Weltbild?
Wo stehen wir in diesen Themen und wohin möchten wir uns entwickeln?
Hier kommt beispielsweise das Element Lehren zum Tragen: Das Ergebnis unserer Auseinandersetzungen mit dem Thema Arbeit präsentierten wir den Mitarbeitern der Casa Immanuel und regten diese so zum Weiter- oder gar Überdenken der eigenen Haltung an. Die Auseinandersetzung mit solchen Themen sind intensiv und bringen uns Jünger immer wieder an den Punkt, an dem wir entscheiden und handeln dürfen: Entscheiden, am Aufarbeiten unserer Biografie dranzubleiben, sodass uns diese je länger je weniger bremsen darf, und im Handeln demonstrieren, dass wir aktiv das Land zurückerobern und einnehmen, das uns von Gott von Anfang an zugedacht war.
Mehrwert für den gesamten Betrieb
Nicht nur wir sind begeistert davon, was in unseren Leben passiert. Auch für die Casa Immanuel ist die Anwesenheit der Jünger ein Gewinn, in vielerlei Hinsicht. Hier die Stimme einer Mitarbeiterin: "Die drei Jünger bereichern seit einem guten halben Jahr mit Herzblut unseren Betrieb. Sie inspirieren unser Casaleben mit ihrer Aussensicht. Jeder bringt sich mit seinen Gaben in spezifische Bereiche ein, und gleichzeitig ist ihre dienende
Haltung spürbar. Sie übernehmen in einer freundlichen Selbstverständlichkeit Verantwortung, sind verlässlich und beleben unser Team mit ihrer Art zu sein, das begeistert mich."
Das erklärte Ziel hinter den Veränderungen, die wir im Jüngerschaftsjahr erfahren, ist, diese im Leben verwurzeln zu können, damit sie auch wirklich nachhaltig sind. Schliesslich wollen wir am 31. März 2021, wenn das Jüngerschaftsjahr für uns zu Ende ist, in der Lage sein für den nächsten Schritt. Es soll weitergehen, von uns aus in die Welt hinaus - ob diese Welt nun die Surselva, das Züribiet oder wo-auch-immer ist.
Wir glauben, dass wir nach diesem Jahr besser ausgerüstet sind, um in andere Menschen zu investieren.

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