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Wenn Meinungen sich spalten – Feedback für den Chef

Neulich im Krankenhaus erklärte dir der Stationschef in einem Teammeeting, dass der Dienstplan geändert wird und anstelle von zwei Personen in der Frühschicht nur noch eine Person eingeplant wird – das sei effizienter. Dies, obwohl alle auf der Station wissen, dass die Frühschicht die stressigste ist. Doch niemand machte Anstalten, den Chef darauf aufmerksam zu machen. Nach dem Meeting entscheidest du dich, ihn darauf anzusprechen und Feedback zu geben – nur wie?

 

Auch Vorgesetzte können keine Gedanken lesen

Wenn die Vorgesetzten nicht wissen, wo der Schuh drückt, wird sich nie was ändern. Genau deshalb sollte man Feedback immer wenn angebracht geben. So gibt man dem Chef auch die Möglichkeit etwas zu ändern. Es gibt immer mindestens zwei Sichtweisen: die Selbstsicht und die Fremdsicht. Die Selbstsicht ist, wie man sein eigenes Verhalten sieht. Die Fremdsicht ist, wie andere Leute das Verhalten wahrnehmen. Zwischen diesen Perspektiven können grosse Kluften klaffen, die durch Feedback jedoch näher zusammengebracht werden können. So kann der Chef seine Selbstwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung abgleichen, wodurch er merkt, ob alles harmonisch vonstattengeht. Denn auch Vorgesetzte sind nur Menschen und können keine Gedanken lesen und wenn du nichts sagst, bleibt die Situation für dich unbefriedigend.

Verstehen ist die halbe Miete

Versuch das Problem mit deinem Chef zu verstehen, indem du dir überlegst, um was für einen Konflikt es sich handelt. Geht es um einen Zielkonflikt, so priorisieren dein Chef und du verschiedene Tasks unterschiedlich. Bei Sachkonflikten geht es um die reine „Sache“, beispielsweise wann der Arbeitstag beginnt. Rollenkonflikte treten auf, wenn die Mitarbeitenden unwillentlich plötzlich zu Vorgesetzten werden und umgekehrt. Macht- und Informationskonflikte entstehen, wenn der Chef autoritär und rücksichtslos handelt, zum Beispiel indem er sich in einer Zeit Ferien nimmt, in der Mitarbeitende keinen Urlaub bekommen. Oder es handelt sich um Beziehungskonflikte, bei denen das Problem nicht der eigentliche Streitpunkt ist, sondern die Beziehung. Hast du nun die Art des Konfliktes rausgefunden, verstehst du mit grosser Wahrscheinlichkeit das Warum des Konfliktes und kannst dich für das Feedback besser vorbereiten.

Respektvolles Feedback

Wichtig für das Feedback mit Vorgesetzten ist, dass man keine Ehrfurcht vor der Hierarchie hat, sondern Respekt vor dem Menschen. Verhältst du dich durchgängig respektvoll und vertrittst deine eigene Meinung inhaltlich klar und angemessen, steht einem wirksamen Feedback nichts im Wege – ganz nach dem Motto: hart in der Sache, feinfühlig zur Person.

Checkliste fürs nächste Feedback-Gespräch

 

✓ Vertrauen aufbauen

Damit der Chef das Feedback überhaupt aufnehmen kann und akzeptiert, muss er dir vertrauen – sonst wird er auch deinem Feedback nicht vertrauen.

✓ Unter vier Augen

Feedback sollte immer unter vier Augen stattfinden, andernfalls wird dein Chef dich als illoyal wahrnehmen (ist übrigens auch bei Freunden oder Arbeitskollegen der Fall)

✓ Zuerst Lob, dann die Kritik

Wer immerzu kritisiert und nie lobt, läuft Gefahr, dass die Kritik mit der Zeit nicht mehr ernstgenommen wird. Lobe deshalb auch die Dinge, die dir positiv aufgefallen sind.

✓ Subjektiv ist besser als objektiv

Spreche in der Ich-Person, mach deinem Chef klar: So habe ich die Situation empfunden. Gegen deinen eigenen Blickwinkel kann der andere nichts einwenden, auch wenn er der Vorgesetzte ist.

✓ Konkret sein

Komm zur Sache und sprich von konkreten Situationen, sonst verliert dein Feedback an Kraft. Sag nicht „Sie schreien oft rum!“, sondern „Im Meeting letzter Woche sind Sie laut geworden, das ist bei mir sehr angriffig angekommen.“

✓ Weniger ist mehr

Leg kein Sammelalbum an – sprich wenige Punkte an, am besten so zeitnah wie möglich, das ist konstruktiver, als eine ganze Liste abzuarbeiten.

✓ Nicht die Wahrheit preisen

Auch wenn du überzeugt von deiner eigenen Meinung bist, versuche, sie nicht als absolute und einzige Wahrheit anzupreisen – bleib offen für andere Meinungen.

✓ Anständig bleiben

Auch wenn es ein negatives Feedback ist, bedeutet das nicht, dass du beleidigend sein musst.

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