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Expertentipps für einen guten Wiedereinstieg im Job nach den Ferien

Schon wieder sind für die meisten die Ferien bereits vorbei. Schon wieder holt uns der Berufsalltag ein. Damit der Wiedereinstieg im Job nach den Ferien jedoch besser gelingt und Ferienstimmung auch an den Arbeitsplatz geholt werden kann, sollte einiges beachtet werden. Die Expertin Mirjam Eggspühler von lifetime health hat mir ihre Tricks verraten. Ein Interview.

Mathias Steger: Wie gelingt es am besten, auch nach den Ferien so lange wie möglich erholt zu bleiben?

Mirjam Eggspühler: Wichtig ist bereits, wie man in die Ferien geht. Dabei sollten die Aufgaben vor dem Ferienstart so gut wie möglich abgeschlossen bzw. an die Stellvertretung übergeben werden. Für den Wiedereinstieg im Job nach den Ferien ist eine gute Zeitplanung sinnvoll. Herausfordernde Termine sollten möglicherweise erst gegen Ende der ersten Woche nach den Ferien eingeplant werden und nicht gleich am ersten Arbeitstag. In den ersten Arbeitstagen sollte man sich genügend Zeit reservieren, um Pendenzen abzuarbeiten. Auch sollte man sich Zeitfenster einplanen, um bei den Stellvertretern Infos darüber einzuholen, was in der Ferienabwesenheit bei der Arbeit gelaufen ist. Wichtig ist auch, dass man geistig wieder von Ferien- auf Arbeitsmodus umschaltet und der Kopf wieder zum Arbeiten bereit ist.

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Kann man pauschal sagen, welche Art von Ferien ganz besonders für Entspannung sorgt?

Das ist sehr individuell und eine Persönlichkeitsfrage. Es hängt auch davon ab, in welchem Beruf man tätig ist und wie die letzte Arbeitswoche vor den Ferien war. Wenn etwa jemand im Job wenig mit anderen Menschen zu tun hat und beispielsweise im IT-Bereich arbeitet, hat er/sie wahrscheinlich viel Spass an Adventure-Ferien und regen Kontakt mit anderen Menschen. Wenn man andererseits ständig viel mit anderen Menschen arbeitet, etwa im psychosozialen Bereich, dann ist man wahrscheinlich froh, wenn man mal wirklich runterfahren kann und braucht in den Ferien nicht besonders viel Action.

Wie sehen Sie das Thema Geschäfts-E-Mails lesen in den Ferien?

Ich persönlich lese in den Ferien keine E-Mails. Ferientage sind kostbare Tage, um sich Zeit für sich zu nehmen und runterzufahren. Auch wenn man seine Arbeit gern macht, so ist ein Abstand in den Ferien wichtig. Wenn möglich, empfehle ich daher, keine Emails in den Ferien zu lesen. Dafür sollte man sich jedoch im Vorhinein gut organisieren und Stellvertretungen planen.

Wichtig ist, dass man geistig wieder von Ferien- auf Arbeitsmodus umschaltet und der Kopf wieder zum Arbeiten bereit ist.

Macht es Sinn, die E-Mails dann am letzten freien Tag zu lesen, um am ersten Arbeitstag dann bereits einen guten Überblick zu haben?

Das ist sehr individuell. Wenn es für einen entspannteren Wiedereinstieg hilft, dann kann man das machen. Ich persönlich finde jedoch, dass auch der Sonntagabend noch Freizeit ist und die Arbeit dann wirklich erst am Montag beginnen soll.

Wie kann man die Ferienstimmung auch an den Arbeitsplatz bringen?

Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein Beispiel kann sein, ein Handy-Hintergrundbild aus den Ferien zu wählen, im Büro ein Ferienfoto aufzuhängen, den Arbeitskollegen Urlaubsfotos zu zeigen oder einen Gegenstand aus den Ferien auf den Arbeitsplatz zu stellen. Oder vielleicht möchte man sich ein Lied aus den Ferien immer wieder mal bei der Arbeit anhören. So können positive Empfindungen aus den Ferien wieder wachgerufen werden. Ich rate einfach auszuprobieren. Natürlich braucht es dafür die richtige Einstellung –­ wenn man nur ständig bedauert, dass die Ferien vorbei sind und man wieder arbeiten muss, klappt das nicht. Wichtig ist, nicht wehmütig zu werden, sondern mit Freude an die Ferien zu denken.

Bereits Kleinigkeiten wie sich eine Minute kurz zurückzulehnen, einen Moment so richtig durchzuatmen oder sich kurz zu bewegen können nützlich sein.

Irgendwann kommt es nach den Ferien bei vielen dann doch wieder zu Stressmomenten. Wie soll man sich in solchen Situationen dann verhalten?

Ob mich eine Situation stresst oder nicht, hängt bereits davon ab, wie ich die Situation subjektiv bewerte. Vieles kann man bereits mit dem Kopf machen. Durch ein Umdenken kann man an Situationen entspannter herangehen. Mein Rat ist: Gerade wenn man besonders unter Zeitdruck ist und der Meinung ist, man hat für nichts mehr Zeit, sollte man erst recht eine kurze Pause machen. Bereits Kleinigkeiten wie sich eine Minute kurz zurückzulehnen, einen Moment so richtig durchzuatmen oder sich kurz zu bewegen können nützlich sein. Wenn man sich jeden Tag ein paar Augenblicke für solche Pausen nimmt, kann weniger Stress aufgebaut werden und man wird wieder effizienter.

Macht es für den Erholungsfaktor einen Unterschied, in welcher Regelmässigkeit und wie lange man Ferien konsumiert?

Man weiss, dass für das Nervensystem drei Wochen am Stück nötig sind, um wirklich abzuschalten und den Parasympathikus zu aktivieren. Somit rate ich, einmal im Jahr mindestens drei Wochen Ferien zu nehmen – wenn das nicht geht, dann mindestens zwei Wochen.  Bei Personen, die in ihrem Job nicht so motiviert sind und auch psychisch sehr belastet sind, macht es Sinn, wenn sie sich immer wieder mal einzelne Tage freinehmen und so immer auf etwas freuen können. Auch eine kurze Reise in die Umgebung kann viel Erholung und Kraft bringen.

Haben Sie noch einen abschliessenden Tipp für einen guten Start nach den Ferien?

Mirjam EggspühlerEin Tipp ist noch, dass man nach Möglichkeit einen Tag früher nach Hause kommt, um vor dem Einstieg die privaten Sachen erledigen zu können und so nicht gleich wieder in den Privatstress kommt. So startet man nicht gleich gestresst in die Arbeitswoche.

Mirjam Eggspühler ist seit Fachperson im Bereich Ressourcenmanagement, Gesundheitsbildung und Gesundheit am Arbeitsplatz und seit neun Jahren bei lifetime health.

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