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Das Richtige oder das Wahre im Jobinterview

Um einen möglich perfekten Lebenslauf zu haben, neigen viele dazu, das zu schreiben, was die Personaler hören möchten. Ob – und in welcher Form – das Sinn macht, erörtert Rinat Strahlhofer, Coach bei Can You Tell Me About Yourself, in einem Gastbeitrag.

Ein Gastbeitrag von Rinat Strahlhofer

Ist dir schon mal aufgefallen, was so alles in einem Lebenslauf steht? Im Grunde läuft es darauf hinaus, die Wünsche der Personalverantwortlichen vorwegzunehmen und sich als den perfekten Mitarbeiter anzupreisen. Es sind nicht nur die Headhunter, die einen CV entsprechend aufmotzen, jeder von uns macht’s. Schliesslich geht’s im Job ja darum, das Richtige zu sagen und nicht das Wahre? Das, was Vorgesetzte von uns hören wollen.

Dies widerspricht komplett meinen Prinzipien, die ich vom Story-Marketing her kenne. Wenn man sich bewirbt, sollte man auf solche Kosmetik besser verzichten.

Das Retuschieren beschränkt sich aber nicht nur auf den CV. Viele suchen im Internet nach Ratschlägen für den Interview-Prozess. Die meisten sind dann total fixiert darauf, die richtigen Antworten für das Interview auswendig zu lernen und den Rest zu vergessen. Die Interviewfragen drehen sich in der Regel darum, was du bisher getan hast und wie du es getan hast. Und nur am Rande wird gefragt, warum du es getan hast. Es ist zum Gähnen!

Mir geht es nicht in den Kopf, warum bei einem Vorstellungsgespräch so wenig Wert auf das wer gelegt wird. Ja genau, wer bist Du? Wollen HR-Verantwortliche denn keine Menschen anstellen? Persönlichkeiten, die mehr als nur ihre Arbeitserfahrungen anzubieten haben? Die auch über relevante Lebenserfahrungen und andere Kompetenzen verfügen?

Wen würdest du lieber einstellen: jemanden, der die richtigen Antworten kennt oder jemanden, der authentisch ist?

Wenn man aber eine Persönlichkeit mit einer echten Story finden will, muss man auf das Human-Potential schauen. Und das Potential findet sich eben nicht im Lebenslauf, sondern in der Lebensgeschichte des Bewerbers. Um zu den echten Wertvorstellungen und der echten Eignung für einen Job vorzudringen, müssen Stellensuchende ebenso wie HR-Verantwortliche dazu bereit sein, sich vertieft mit der persönlichen Story auseinanderzusetzen.

Die kommende Ära im HR-Prozess wird auf das Potential der Bewerbenden setzen und den Wert der Authentizität erkennen:

  • Echte Stories: Sie sind die Basis einer vertrauensvollen Beziehung
  • Echte Werte: Sie zeigen uns, wie jemand tickt
  • Echte Eignung: Sie findet sich in der Verbindung echter Stories und echter Werte

Seine eigene Story zu rekonstruieren, sie anzunehmen und zu teilen ist ein längerer, mitunter auch mühseliger Prozess. Aber er lohnt sich. Denn wenn du deine Story und dein Potential kennst – erkennst du auch dich selbst!

Foto von Rinat StrahlhoferRinat Strahlhofer ist Gründerin von „Can You Tell Me About Yourself“ und fordert mit ihren mutigen Ansätzen den Bewerbungsprozess heraus. Sie zeigt Jobkandidaten, Personalvermittlern und Unternehmen, wie man eine Story erzählt, die auf Lebenserfahrung basiert und einen wahren individuellen Wert aufzeigt. Rinat Strahlhofer hat einen Bachelor-Abschluss in Marketing und Sozialwissenschaften.

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