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Ghosting im Bewerbungsprozess: Was steckt dahinter?

Das Bewerbungsgespräch verlief wunderbar – aber danach scheint dein potenzieller Arbeitgeber plötzlich wie vom Erdboden verschluckt? Was in der Welt des Datings kein unbekanntes Phänomen ist, kennen Bewerber:innen mittlerweile auch aus der Arbeitswelt. Ob du Opfer von Ghosting geworden bist, was du jetzt tun kannst und wie du dich schützt – hier kommen die Antworten.

 

Bist du Opfer von Ghosting geworden? Erste Schritte zur Klärung

Ghosting ist nicht nur nervenaufreibend, sondern bewirkt auch ein Gefühl der Hilflosigkeit: Verzweifelt warten Bewerber:innen auf eine Rückmeldung vom potenziellen Arbeitgeber und tappen im Dunkeln. Um Gewissheit zu bekommen, ob du tatsächlich geghostet wirst oder ob ein Unternehmen nur noch etwas mehr Zeit für die Entscheidung benötigt, kannst du Folgendes tun:

 

    • Gedulde dich zunächst: Die meisten Unternehmen geben an, wie viel Zeit sie benötigen, um Bewerbungsunterlagen zu sichten oder eine Entscheidung nach dem Bewerbungsgespräch zu treffen. Warte diese Frist ab.

 

    • Hake freundlich nach: Ist die Frist abgelaufen, solltest du freundlich und unaufdringlich nachfragen, wann du mit einer Rückmeldung rechnen kannst.

 

    • Wenn es keine Frist gibt: In der Regel sollten einige Tage vergehen, bis Bewerber:innen nachhaken, um zu überprüfen, ob sie geghostet werden. Warte in diesem Fall etwa neun bis zehn Tage ab.

 

Wie lange solltest du auf eine Antwort der Recruiter:innen warten?

 

Wie lange Bewerber:innen bis nach der vom potenziellen Arbeitgeber genannten Frist warten sollten, steht nicht fest. Während einige sich nach drei bis vier Tagen nach Fristablauf nochmal im Unternehmen melden, warten andere ganze zwei Wochen ab.

Was du beachten solltest: Oft kann in kleineren Unternehmen mit einer schnelleren Rückmeldung gerechnet werden, während der Bewerbungsprozess bei grösseren Unternehmen manchmal deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Länger als zwei bis drei Wochen nach der angegebenen Frist solltest du allerdings nicht warten müssen. Je mehr Zeit vergeht, desto eher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Bewerber:innen geghostet werden.

 

Nachhaken nach dem Vorstellungsgespräch: Wie und wann ist es angebracht?

Wenn du bereits ein Bewerbungsgespräch absolvieren durftest, wächst die Hoffnung auf deinen Traumarbeitsplatz. Das Warten auf eine Rückmeldung fühlt sich dann oft noch einmal anders an: Du durftest potenzielle Vorgesetzte und vielleicht auch Arbeitskolleg:innen kennenlernen und Unternehmensluft schnuppern. Eine Stelle bei diesem Arbeitgeber kannst du dir gut vorstellen.

 

Trotzdem gilt: Hake nach dem Vorstellungsgespräch nicht sofort nach. Deine Gesprächspartner:innen brauchen – genau wie du – etwas Zeit, um die ersten Eindrücke zu verarbeiten. Wenn du nicht direkt eine Rückmeldung bekommst, bedeutet dies keineswegs, dass du geghostet wirst. Ein sofortiges Nachhaken wirkt zudem oft verzweifelt oder löst Irritation aus, weil es manchmal gar einen aufdringlichen Eindruck macht.

Statt nach einem erfolgreichen Vorstellungsgespräch nachzuhaken, wann dir eine Entscheidung mitgeteilt wird, gibt es einen charmanteren Weg, um im Gedächtnis deiner Gesprächspartner:innen zu bleiben: Verfasse eine Follow-up-E-mail. In dieser hast du die Möglichkeit, dich für das angenehme Gespräch zu bedanken. Auch wenn du in einer solchen E-Mail noch einmal dein aufrichtiges Interesse an der Stelle bekunden kannst, ist es empfehlenswert, sich kurzzufassen.

Tipp: Verzichte darauf, Druck zu machen. Die Follow-up-E-Mail dient lediglich dazu, dass du in guter Erinnerung bleibst und sich so die Wahrscheinlichkeit auf eine Zusage erhöht. Sie hat allerdings nicht zum Zweck, eine Antwort zu erzwingen.

 

E-Mail oder Anruf: Welche Methode ist effektiver beim Nachfragen?

Sofern du dich nach deiner Bewerbung vergewissern möchtest, dass du nicht Opfer von Ghosting geworden bist, empfiehlt sich zum Nachhaken immer das persönliche Telefongespräch. Das hat mehrere Gründe: Im Telefongespräch entstehen weniger Missverständnisse, wohingegen das geschriebene Wort oft ein hohes Potenzial birgt, etwas falsch zu interpretieren. Auch anhand der Stimme und der Art und Weise, wie dein:e Gesprächspartner:in mit dir spricht, kannst du besser einordnen, woran du bist und ob klar kommuniziert wird, wie der weitere Bewerbungsprozess aussieht.

Damit das Telefongespräch so positiv wie möglich verläuft, halte dich an folgende Tipps:

    • Bleibe freundlich: Auch wenn du ungeduldig oder genervt bist, ist es von grosser Bedeutung, freundlich und professionell zu bleiben.
    • Erkläre dein Anliegen: Schildere möglichst kurz und bündig, aber transparent, worum es bei deinem Anliegen geht.
    • Bleibe sachlich: Das Nachhaken sollte ohne Vorwürfe erfolgen.
    • Bedanke dich: Sich am Ende des Gesprächs für die Auskunft zu bedanken, gehört in der Arbeitswelt dazu. Bedanke dich deshalb für die Informationen und verabschiede dich freundlich.

 

Keine Rückmeldung nach mehrmaligem Nachhaken: Was nun?

Es ist bereits viel Zeit vergangen, du hast mehrmals nachgehakt – aber es tut sich einfach nichts. Wenn du dich mit anderen Bewerber:innen austauschen kannst, ist dies eine weitere Möglichkeit, um in Erfahrung zu bringen, ob du geghostet wirst. Vor allem bei bereits erteilten Zusagen und Rückmeldungen musst du damit rechnen, dass du nicht weiter berücksichtigt worden bist. Nach mehrmaligem Nachhaken empfiehlt es sich deshalb tatsächlich, Abstand zu nehmen und dich auf andere Stellen zu konzentrieren.

Möglicherweise hat dir ein anderer Arbeitgeber bereits zugesagt. Das kannst du nutzen: Weise freundlich darauf hin, dass dir weitere Angebote vorliegen, du jedoch nach wie vor grosses Interesse an dieser bestimmten Stelle im Unternehmen hättest. Falls dein Traumarbeitgeber dich einstellen möchte, wird er sich zeitnah melden.

 

Selbstschutz vor Ghosting: Wie du mit der Ungewissheit umgehen kannst

Für viele Betroffene ist Ghosting ein belastendes Thema. Schliesslich geht es um die eigene berufliche Zukunft und um finanzielle Sicherheit. Folgende Tipps erleichtern dir den Umgang mit der Situation:

    • Sprich darüber: Der seelische Leidensdruck wächst häufig, wenn wir belastende Gefühle für uns behalten. Sprich deshalb mit einer Vertrauensperson.
    • Führe dir deine Möglichkeiten vor Augen: Es gibt viele Arbeitgeber, die dringend auf der Suche nach Personal sind. Halte dir immer vor Augen, dass du andere Optionen hast. Vor allem solltest du dir in diesem Zusammenhang deine Stärken vor Augen führen.
    • Ghosting hat nicht immer mit dir zu tun: Auch wenn es sich für dich so anfühlt, als wärst du verantwortlich dafür, dass du ignoriert wirst, ist dies selten der Fall. Recruiter:innen und Arbeitgeber haben verschiedene Gründe dafür. Dabei kann es sich um interne Probleme, um eine grosse Anzahl an Bewerbungen, um einen weniger gut durchdachten Bewerbungsprozess oder auch mal um technische Probleme handeln.

 

Vorbeugen statt Nachhaken: Tipps für eine transparente Kommunikation

Es gibt einige Möglichkeiten, um vorzubeugen, dass du beim Bewerbungsprozess im Dunkeln tappst. Hierzu gehört vor allem eine möglichst offene und transparente Kommunikation von deiner Seite. Ob und wie Recruiter:innen mit Bewerber:innen kommunizieren, kann selten beeinflusst werden. Indem du jedoch Fragen stellst und bei Missverständnissen und Unsicherheiten direkt im ersten Telefongespräch oder bei der E-Mail-Kommunikation nachhakst, reduzierst du die Wahrscheinlichkeit, im Ungewissen zu bleiben. Scheue dich deshalb nicht davor, Fragen zu stellen.

Tipp: Falls im Bewerbungsprozess nicht kommuniziert wird, innerhalb welcher Frist Bewerber:innen mit einer Rückmeldung rechnen können – hake ebenfalls nach. So stehst du auf der sicheren Seite und hast die Möglichkeit, nach Ablauf der Frist weitere Schritte zu planen.

 

Ghosting als Signal verstehen: Wann es Zeit ist, weiterzuziehen

Auch wenn du dir grosse Hoffnungen auf eine Einladung zum Vorstellungsgespräch gemacht hast oder auf eine Zusage hoffst, will es manchmal einfach nicht klappen. Damit bist du allerdings nicht alleine: Die meisten Bewerber:innen machen früher oder später die schmerzliche Erfahrung, einfach geghostet zu werden. Wenn du dich mehrere Male per E-Mail und Telefon gemeldet hast und viele Wochen vergangen sind, wird es Zeit, weiterzuziehen. Denke daran: Auch wenn zunächst alles hoffnungslos erscheint, wirst du deutlich spüren, wenn du den passenden Arbeitgeber gefunden hast – denn dieser wird transparent mit dir kommunizieren und deine Bemühungen zu schätzen wissen.

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