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Ja zum Nein sagen: Lerne Zeit und Energie zu schonen, und setze Prioritäten

Wer kennt sie nicht: Arbeitskolleg:innen, die eine Aufgabe abwälzen wollen, und Vorgesetzte, die um die Erledigung von zusätzlichen Aufgaben bitten oder Überstunden verlangen. Einigen Personen fällt es gar nicht schwer, ein «Nein» über die Lippen zu bringen, wenn solche Bitten an sie herangetragen werden.

Andere haben dagegen Probleme damit, abzulehnen, und antworten auf solche Anfragen zähneknirschend mit «Ja». Sie nehmen sogar eher in Kauf, dass die eigenen Bedürfnisse darunter leiden. Warum ist das so?

Eine zu hohe Arbeitsbelastung führt zu Stress

Hast du dich schon mal über dich selbst geärgert, weil du zu etwas «Ja» gesagt hast, obwohl du lieber «Nein» gesagt hättest? Du bist nicht der oder die Einzige. Vielen Personen fällt es schwer, im Job eine Bitte abzulehnen. Wenn du zu diesen Personen gehörst, ist es an der Zeit, zu lernen, die für dich richtigen Prioritäten zu setzen und zu Arbeitskolleg:innen und Vorgesetzten von Zeit zu Zeit «Nein» zu sagen.

Jede zusätzliche Arbeit, die du dir aufhalst, jede Bitte von anderen Mitarbeitenden, die du nicht ablehnst, birgt die Gefahr, dass du mit der Erledigung deiner normalen Aufgaben in Verzug gerätst. Das kann der Auslöser für eine erhöhte Stressbelastung sein. Bei Stress leidet dein Wohlbefinden und im schlimmsten Fall sogar deine Gesundheit. Im Ratgeber «Acht Tipps gegen Stress am Arbeitsplatz» erfährst du, welche Auswirkungen Stress haben kann und wie du ihn im Job vermeidest.

«Nein» sagen und die richtigen Prioritäten setzen

Ein Problem von Personen, die nicht «Nein» sagen können, ist, dass sie in Stress geraten und die eine oder andere Aufgabe sowie persönliche Belange auf der Strecke bleiben. Lernst du, auf dich zu achten und deine Grenzen anzuerkennen, dann setzt du Prioritäten.

Falls du Angst hast, dass es deiner Karriere schadet, wenn du nicht zu allem «Ja» sagst, können wir dich beruhigen. Oftmals ist sogar das Gegenteil der Fall. Du wirst in zahlreichen Unternehmen nicht zwangsläufig bevorzugt befördert, nur weil du jede Aufgabe zähneknirschend übernimmst und den Kolleg:innen Arbeit abnimmst. Es kann sogar geschehen, dass du deswegen deine eigenen Aufgaben verspätet erledigst und dir deshalb beim nächsten Mitarbeitendengespräch den Vorwurf gefallen lassen musst, du würdest deine Prioritäten falsch setzen. Und das alles geschieht nur, weil du zu oft in die Gefälligkeitsfalle getappt bist.

Bei der nächsten Beförderungsrunde erhält möglicherweise jene Person den Zuschlag, die ihre Aufgaben richtig priorisiert und einzelne Dinge vielleicht sogar schon häufiger auf dich abgeschoben hat. Wurdest du also aus diesen Gründen bereits bei einer Beförderung übergangen, sieh dir an, wie du dir die richtigen Ziele für deine Karriere setzt, und beziehe das Ablehnen von neuen Aufgaben, die dich nicht weiterbringen, in diese Ziele ein.

Mehr auf sich selbst und weniger auf andere achten

Falls du zu oft «Ja» sagst, weil du niemanden enttäuschen willst, stell dir folgende Fragen, bevor dir das nächste «Ja» über die Lippen kommt:

  • Wer stellt die Frage? Eine vorgesetzte Person oder ein:e Kolleg:in, der/die dir in Notfällen auch mal hilft und für dich Aufgaben übernimmt?
  • Schadet es deiner Karriere, wenn du die Bitte ablehnst?
  • Kannst du die zu übernehmende Aufgabe überhaupt übernehmen, oder gerätst du dadurch mit anderen Arbeiten in Verzug?
  • Willst du die zusätzliche Arbeit übernehmen?

Wenn du die Antworten auf diese Fragen überlegt hast, fällt es dir leichter, die richtige Antwort für dich zu finden. Und denk stets daran: Du hast das Recht, an dich selbst zu denken und eine egoistische Antwort zu geben! Gerade Kolleg:innen, die unliebsame Aufgaben abwälzen wollen, tun nämlich genau das: Sie denken zuerst an sich selbst.

Das bedeutet jedoch nicht, dass du jetzt Arbeit im Sinne von Quiet Quitting betreiben und nur noch Dienst nach Vorschrift machen sollst. Es ist jedoch für dich von grossem Vorteil, wenn du einen guten Mittelweg zwischen «Ja» und «Nein» findest.

Homeoffice als Chance, «Nein» sagen zu lernen

Vielfach fällt es leichter, eine Bitte abzulehnen, wenn der Bittsteller nicht direkt gegenüber steht. Daher ist das Homeoffice eine Chance. Wer einen Teil der Arbeit zu Hause erledigt, kann die Gelegenheit nutzen und lernen, «Nein» statt «Ja» zu sagen. Du wirst merken, dass das gar nicht so schwer ist. Und es fällt dir von Mal zu Mal leichter. Das neu gelernte «Nein» solltest du aber auf jeden Fall ebenso im «normalen» Büro am Standort des Arbeitgebenden anwenden. Du wirst sehen: Mit jedem «Nein» fällt es dir leichter, und du stärkst ausserdem dein eigenes berufliches Selbstvertrauen.

Diese Fehler solltest du unterlassen beim «Nein» sagen

Bei Vorgesetzten ist es ratsam, das Ablehnen einer Arbeit, die zu einer Mehrbelastung führt, zu begründen. Es ist aber sehr wichtig, dass du bei der Wahrheit bleibst und nicht fadenscheinige Ausreden suchst. Achte beim Gespräch mit der vorgesetzten Person stets auf eine selbstbewusste Körperhaltung. Das bedeutet:

  • Beide Füsse stehen fest auf dem Boden.
  • Der Rücken ist durchgedrückt.
  • Du suchst Blickkontakt.
  • Beginne die Ablehnung nach Möglichkeit mit «Ja, aber…».

Bei Arbeitskolleg:innen kannst du gut eine Bitte ablehnen, ohne es zu begründen, wenn du nicht willst. Es ist auch keine Schwäche, deine eigenen Bedürfnisse in den Mittelpunkt deiner Entscheidung zu rücken. Du hast genauso das Recht, pünktlich Feierabend zu machen, wie andere Mitarbeitende auch. Zudem birgt grenzenlose Hilfsbereitschaft die Gefahr, dass sie ausgenutzt wird und selbstverständlich wird.

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