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Lohnerhöhung: in welchen Branchen ist das möglich?

Was eine eventuelle Lohnerhöhung im nächsten Jahr betrifft, sitzen nicht alle Arbeitnehmer in einem Boot. Es hängt massgeblich von der Branche ab, in der sie arbeiten sowie vom wirtschaftlichen Einfluss der Covid-19-Pandemie auf ihr Unternehmen. Wir haben das wichtigste zusammengefasst.

Im Jahr 2021 verkleinert sich der Spielraum für eine allgemeine Lohnerhöhung deutlich. Grund dafür ist der Einfluss, den die Covid-19-Pandemie auf zahlreiche Branchen hat. Die Hotellerie hat beispielsweise nach intensiven Verhandlungen beschlossen, die branchenüblichen Mindestgehälter im Jahr 2020 und 2021 nicht zu erhöhen. Das ist auf den Rückgang der Übernachtungen in Hotels seit letztem Frühling zurückzuführen. Die Betriebe waren mit ausbleibenden Touristen aus dem Ausland konfrontiert. Ihr Hauptanliegen ist daher die Arbeitsplätze und die Investitionen nicht zu gefährden. Wodurch für Gehaltserhöhungen nicht viel Spielraum bleibt, wie auch die zuletzt durchgeführte Studie von JobCloud bestätigt: « Mehr als die Hälfte der Schweizer Unternehmer (55%) wollen die Gehälter im nächsten Jahr nicht anheben. Nur 9% der befragten Unternehmen planen eine allgemeine Lohnerhöhung und 36% haben punktuelle Erhöhungen vorgesehen. Die eventuellen Lohnerhöhungen für das Jahr 2021 betragen in den meisten Fällen bis zu 1%. »

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Eine vom Schweizerischen Arbeitgeberverband bestätigte Tatsache: « Die Branchen haben Gehaltsverhandlungen gestartet. Rückmeldungen zeigen, dass es für die Gehaltserhöhungen wenig Spielraum gibt. In diesen schwierigen Zeiten haben der Erhalt des Arbeitsplatzes und der Wettbewerbsfähigkeit Priorität. Das Verhandlungsergebnis der Hotellerie und Gastronomie ist bereits verfügbar. In diesen beiden Branchen haben die Sozialpartner vereinbart, die Gehälter für 2020 und 2021 auf dem Niveau von 2019 zu belassen. Ähnliche Signale erreichen uns aus anderen Branchen. Für die Branchen, die kaum von der Gesundheitskrise betroffen waren, fallen die Ergebnisse für die Angestellten etwas besser aus. »

Erhöhung der Kaufkraft

Trotz dieser wenig erbaulichen Perspektiven muss ein positiver Faktor für die Arbeitnehmer erwähnt werden: « Die negative Inflation, die für dieses und nächstes Jahr vorhergesagt wurde (zwischen -0,9% und -0,3%, wirkt sich günstig auf die Saläre aus, präzisiert der Schweizerische Arbeitgeberverband. Das bedeutet, dass die realen Löhne mehr Kaufkraft ermöglichen, obwohl sie gar nicht steigen. »

 

Der Dachverband der Schweizer Angestellten gibt sich nicht mit dieser guten Neuigkeit zufrieden, er wünscht sich, dass die Unternehmen mehr daraus machen : « Die Unternehmen sind auf verschiedene Art und Weise von der aktuellen Krise betroffen. Je nach deren Situation fordern wir entweder eine Lohnerhöhung von bis zu 1% oder eine Garantie des Arbeitsplatzes. Es kann nur zu präzisen Bedingungen auf Gehaltserhöhungen verzichtet werden. Wir können die Krise nur gemeinsam bewältigen. » Stefan Studer, Leiter der Schweizer Angestellten, ist der Meinung, dass die Gehaltserhöhungen diskutiert werden müssen: « Damit die Solidarität in den Unternehmen von Dauer ist, muss sie von einem Dialog über die Erwartungen, die daran geknüpft sind, begleitet werden sowie von einem Dialog über die Spielregeln, und wenn die Situation sich bessert, über das Gleichgewicht zwischen der Verteilung von Risiko, Profit und Entscheidungskompetenzen. Das dafür geeignete Instrument ist die Mitsprache im Unternehmen, sie muss verstärkt werden. »

Mögliche Lohnerhöhungen in bestimmten Branchen und Unternehmen

Was man sagen kann, ist, dass Angestellte auf eine Erhöhung im nächsten Jahr hoffen können. Es hängt alles von der Branche ab, aber auch von der Grösse des Unternehmens, wie eine Umfrage von JobCloud ergeben hat: « Nächstes Jahr ist es am wahrscheinlichsten, eine Gehaltserhöhung in den kleinen Unternehmen in der französischen Schweiz und in den mittelgrossen Unternehmen in der Deutschschweiz zu erhalten. 43% der kleinen Unternehmen in der französischen Schweiz sowie 63% der mittelgrossen Unternehmen in der Deutschschweiz haben angegeben, dass sie eine punktuelle oder allgemeine Gehaltserhöhung im Jahr 2021 vornehmen wollen. »

Nehmen wir das Beispiel der Industriebranche. Man findet dort Unternehmen, die schwer unter der Pandemie leiden, während andere praktisch keine Auswirkung davon spüren oder sogar von der Situation profitieren. Was den Detailhandel und die Gesundheitsbranche betrifft, so waren diese seit Beginn der Pandemie an vorderster Front ; der Dachverband der Arbeitnehmenden TravailSuisse rechnet daher mit einer entsprechenden Honorierung für die Angestellten : « Dank ihres Einsatzes haben die Angestellten der Gesundheitsbranche und des Einzelhandels dafür gesorgt, dass die Ausgangssperre nicht zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch geführt hat. Dafür haben sie Applaus bekommen, erklärt Arno Kerst, Präsident der Gewerkschaft Syna. Jetzt verdienen die Angestellten dieser systemrelevanten Berufsgruppe deutliche Gehaltserhöhungen. » Er fügt hinzu: « Bescheidene Gehaltserhöhungen sind in vielen Branchen möglich und sind wirtschaftlich auch notwendig. Sie tragen zur Erhöhung der Kaufkraft bei, zur Unterstützung des Konsums und damit zur besseren Bewältigung der Krise. »

Unterschiede in den Branchen

Der traditionelle Widerstand zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaft ist daher immer gegeben. Letztendlich befinden sich die Arbeiternehmener in einer gewissen Unklarheit bezüglich ihres Gehalts im Jahr 2021. Wenn sich manche eine leichte Erhöhung erhoffen können, müssen sich andere mit einer Entlohnung zufriedengeben, die identisch zu jener im Vorjahr ist. Zur Erinnerung: die Nominallöhne sind in der Schweiz um 0,9% gestiegen. Laut Bundesamt für Statistik wurden die stärksten Erhöhungen in den Branchen « Informatik und Elektronik, Optik- und Uhrenindustrie » (+1,7%) sowie « Holz-und Papierindustrie und Druckwesen » (+1,6%) verzeichnet. Für nächstes Jahr werden diese Zahlen sicherlich noch einmal nach unten korrigiert angesichts der aktuellen Konjunktur, die sich für die gesamte Wirtschaftslage schlechter als letztes Jahr abzeichnet.

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