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Lohnfragen: Interview zur Lohntransparenz

Noch immer ist die Frage nach dem Lohn aufgrund mangelnder Transparenz Grund zur Unsicherheit, besonders bei Berufseinsteigern. Wir haben Judith Oldekop, Recruiterin der Fullservice- Digitalagentur Namics, in einem Interview gefragt, wie Kandidaten bei der Jobsuche und im Bewerbungsgespräch mit dieser Unsicherheit umgehen sollen.

Mathias Steger: Was können Jobsuchende machen, um den Lohn herauszufinden, den sie «wert» sind?

Judith Oldekop: Ich empfehle immer, sich im Vorhinein zu erkundigen und mit dem letzten Lohn zu vergleichen. Berufseinsteiger haben diese Erfahrung vielleicht nicht; in diesem Fall können Beratungsstellen z.B. von den Unis oder das Netzwerk, weiterhelfen. Für Junior-Positionen lohnt es sich, die Eltern oder Bekannte zu fragen, welche Lohnbänder sie bei ihrem Arbeitgeber haben. Bei Berufserfahrenen kann ein Besuch bei einem Personalberater hilfreich sein. Es gibt auch zahlreiche Online-Plattformen, um sich schlau zu machen.

Was sind die grössten Unsicherheiten bei der Lohnfrage von Kandidaten im Jobinterview und was können Sie dabei Kandidaten raten?

Jedes Interview ist anders. Ich habe in meiner Tätigkeit als Personalerin über die letzten Jahre wirklich alles erlebt – von Menschen, die nicht wissen, was sie verdienen können, über Kandidaten, die mit ganz klaren Lohnvorstellungen kommen. Ich finde es am angenehmsten, wenn die Kandidaten von sich aus ihren Lohn nennen und erklären, warum sie bei einem Jobwechsel mehr verdienen möchten.

Wer soll die Lohnfrage im Jobinterview ansprechen?

In der Regel spricht der Recruiter das Gehalt an. Wenn der Kandidat nach dem Lohn fragt, dann kann ihm schnell unterstellt werden, dass ihn der Lohn mehr interessiert als der Job. Das ist eigentlich unfair, denn der Lohn ist als Teil des Gesamtpakets ein wichtiger Punkt. Dass Kandidaten aber durch die Frage schubladisiert werden, passiert aber dennoch schnell.

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Das Gespräch soll auf Augenhöhe stattfinden.

Was können Kandidaten machen, wenn die Lohnfrage im ersten Jobinterview nicht angesprochen wird?

Das ist sehr individuell. Wenn einem Kandidaten die Lohnangabe besonders wichtig ist, weil mehrere Bewerbungsprozesse gleichzeitig laufen, dann hat er oder sie jedes Recht dazu, danach zu fragen. Wenn es keinen Druck gibt, kann auch abgewartet werden. Das Gespräch soll auf Augenhöhe stattfinden.

Wie sollen sich Kandidaten im Jobinterview verhalten, um den Lohn zu erhalten, den sie sich wünschen?

Ich finde es wichtig, dass Kandidaten nicht jammern oder schlecht über den alten Arbeitgeber sprechen. Daraus schliesse ich gleich, dass sie es beim nächsten Job genauso über das eigene Unternehmen machen werden. Wichtig ist, dass auf positive Weise erklärt wird, warum die Kandidatin oder der Kandidat zum neuen Unternehmen passt, und dass die fachlichen Kenntnisse und Erfahrungen positiv dargestellt werden. Wenn z.B. drei bis fünf Jahre Berufserfahrung vorausgesetzt werden und der Kandidat mehr vorweisen kann, kann das ein gutes Argument für einen höheren Lohn sein.

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Wie können sich Jobsuchende am besten auf die Lohnfrage im Jobinterview vorbereiten?

Jobsuchende müssen sich im Klaren sein, was für sie der Lohn bedeutet. Dazu kommen weitere wichtige Faktoren, wie Benefits des Unternehmens oder auch die Unternehmenskultur und die Arbeitskollegen. Ich persönlich bin schon einige Male mit meinen Lohnvorstellungen runtergegangen, weil mir das Gesamtpaket wichtiger war. Am Ende des Tages muss man glücklich sein mit dem Job und einen Sinn darin sehen. Ich beobachte, dass das heute besonders bei den jungen Bewerbern immer wichtiger wird.

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Welchen Vorteil hat Lohntransparenz für Jobsuchende?

Das Lohnpokern fällt dann weg. Viele sind darin nicht sehr gut, aber wieso sollten sie einen schlechteren Lohn erhalten, nur weil sie etwas schüchterner sind? Was zählt, sind die Fähigkeiten und wie gut man im Team zusammenarbeitet.

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Judith Oldekop ist seit November 2018 bei Namics. Die Fullservice-Digitalagentur wurde
1995 in St. Gallen gegründet und unterstützt Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation.
Zum Leistungsspektrum zählen unter anderem strategische Beratung, innovative
Konzeptentwicklung und technologische Umsetzungen.

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