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Neubeginn in der Schweiz – eine Chinesin berichtet

Einen Job in der Schweiz anzunehmen, ist aufgrund der vielen Möglichkeiten und der hohen Lebensqualität im Land nicht nur für Schweizer und Europäer, sondern auch für Expats aus der ganzen Welt interessant. Wir haben uns mit Mingming aus China unterhalten, warum sie die Schweiz zu ihrer zweiten Heimat gemacht hat und wie sie die Berufswelt und das soziale Umfeld hier einschätzt.

Von Peking über Shanghai und Rom nach Zürich

Mingming, 32, wurde in Peking geboren und kam vor etwa sechs Jahren in die Schweiz. Ein Zufall brachte sie nach Europa: Ihre Universität – sie studierte Business Administration in Shanghai – hatte eine Partnerschaft mit einer Universität in Rom und so konnte sie das letzte Jahr ihres Masterstudiums an der Universität der italienischen Hauptstadt verbringen. „In Italien hörte ich dann von einem internationalen Konzern nahe Zürich, der für ein paar Monate eine Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter mit Chinesisch-Kenntnissen suchte, weil sie gerade dabei waren, die Internetseite für asiatische Länder aufzubauen. Das war meine Chance und so bewarb ich mich.“

Bald darauf folgte eine Jobzusage; wobei damit war es noch nicht getan. Mingming musste sich einige Wochen gedulden, bis sie eine Arbeitsgenehmigung erhielt. Da es sich um ein kurzzeitiges Praktikum handelte, ging es jedoch ziemlich schnell und Mingming konnte ihr Praktikum in der Schweiz beginnen. Da die Firma mit ihrer Arbeit sehr zufrieden war, verlängerte sie um zwei Monate und bot ihr danach einen unbefristeten Arbeitsvertrag an. Das Unternehmen wies sie jedoch darauf hin, dass es nicht sicher sei, ob sie eine Arbeitsgenehmigung bekommen würde und sie sich einige Zeit gedulden müsste. Mingming ging zurück nach China, um die Wartezeit zu überbrücken und schaute sich parallel auch nach Jobmöglichkeiten in ihrer Heimat um.

Erst nach knapp fünf Monaten und einer Ablehnung konnte Mingming dann beim zweiten Versuch eine Arbeitsgenehmigung für zwei Jahre in der Hand halten und dem Neubeginn in der Schweiz stand nichts mehr im Wege – das war vor sechs Jahren. „Für Nicht-Europäer ist es nicht einfach, eine Arbeitsgenehmigung für die Schweiz erhalten. Das Unternehmen muss dabei einiges an Aufwand betreiben und den Schweizer Behörden nachweisen, dass sie weder in der Schweiz noch in Europa einen passenden Kandidaten für die Stelle gefunden haben.“

Unterschiede im Beruf und im Privatleben

Die Arbeit und das Arbeitsklima in der Schweiz lernte die Chinesin schnell schätzen. „Im Vergleich zu China habe ich das Gefühl, dass man hier in der Berufswelt mehr respektiert wird und zwischen den Mitarbeitern weniger Konkurrenzverhalten gibt. Gewöhnlich werden die Arbeitszeiten und Arbeitszeitregulierungen viel genauer eingehalten als in meiner Heimat China und man spürt weniger Stress. Die Work-Life-Balance stimmt in der Schweiz.“ Auch die Löhne seien trotz der hohen Lebenshaltungskosten in der Schweiz besonders attraktiv und die Stellen sicherer und stabiler als in China. Im Gegensatz zur Schweiz sei es in ihrer Heimat jedoch einfacher, innerhalb eines Grosskonzerns eine Stelle zu wechseln, befördert zu werden oder neue Aufgaben zu bekommen.

Expats in der Schweiz

Ganz einfach war es für Mingming am Anfang nicht, sich in der Schweiz einen Freundeskreis aufzubauen. „Schweizer gehen nicht unbedingt aktiv auf dich zu, daher hat es etwas gedauert, bis ich Schweizer Freunde gefunden habe. Ich war aber auch bei Treffen von Expats und habe vor allem viele Leute aus dem europäischen Ausland kennengelernt. Aber mit der Zeit öffnen sich auch die Schweizer, es braucht einfach ein bisschen Geduld.“ Auch das Sprachproblem war zu Beginn eine kleine Barriere. „Bevor ich mit meinem Job begann, waren dort alle Meetings in Deutsch und das gesamte Team musste meinetwegen auf Englisch umstellen. Am Anfang war das nicht so einfach, aber mit der Zeit ging es und die meisten Menschen in der Schweiz sprechen ziemlich gut Englisch. Mittlerweile kann ich auch ziemlich gut Deutsch.“

Auf die Frage, ob sie denn gerne in der Schweiz ist und auch hierbleiben möchte, beantwortet die Chinesin mit einem deutlichen Ja. „Ich fühle mich hier wohl und möchte noch einige Jahre in der Schweiz bleiben. Ich weiss nicht, ob ich mein ganzes Leben in Zürich verbringen möchte, aber sicher noch einige Zeit.“

Tipps für Expats, die in die Schweiz kommen

Abschliessend gibt Mingming jenen, die gerne in die Schweiz kommen möchten, noch ein paar Ratschläge. „Wenn ihr bereits eine Zusage für eine Stelle in der Schweiz habt, dann braucht es dennoch auch ein bisschen Geduld und Glück. Der Weg zur Arbeitsgenehmigung kann ziemlich lange dauern. Daher würde ich mich trotz Jobzusage in der Schweiz auch nach weiteren Optionen umschauen und erst fix damit rechnen, wenn eine Arbeitsgenehmigung vorliegt.“ Sie ist froh darüber, dass sie die ersten Jahre in Zürich mit Schweizern in einer Wohngemeinschaft gewohnt hat. „Das würde ich wieder so machen und kann es allen nur Expats empfehlen. Wenn man mit Einheimischen zusammenlebt, kann man viel über die Kultur und die Gepflogenheiten des Landes bzw. die Unterschiede lernen, was in meinem Fall sehr hilfreich war.“

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Mingming hat mittlerweile einen neuen Job in der Schweiz angenommen und kann nun dank C-Genehmigung – für diese können sich alle Ausländer nach fünfjährigem Aufenthalt in der Schweiz bewerben, erklärt sie uns – mindestens für weitere fünf Jahre in der Schweiz bleiben. Das hat sie auch vor. So wünschen wir Mingming und allen anderen, die gerne in die Schweiz ziehen möchten, alles Gute!

Fotos: Mathias Steger

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