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„Nur“ 4 Tage arbeiten: die 4-Tage-Woche bei der Glutform Rüegg AG

Wie wäre es, bei einem Unternehmen zu arbeiten, bei dem du jede Woche bei gleichem Lohn zusätzlich einen Tag frei hast? Die Glutform Rüegg AG hat die 4-Tage-Woche eingeführt, damit die Mitarbeitenden ihre Arbeit noch effizienter und motivierter erledigen können. Wir stellen die Firma und ihre 4-Tage-Woche vor.

Die Glutform Rüegg AG ist ein Handwerksbetrieb in Dietlikon ZH, der spezialisiert ist auf den Bau von Cheminées und Öfen. In der Firma arbeiten zurzeit 40 Mitarbeitende auf dem Bau oder im Büro und Ausstellungsraum. Das Kleinunternehmen beschäftigt gelernte Ofenbauer*innen, aber auch Quereinsteigende aus anderen handwerklichen Berufen und Mitarbeitende im Bereich Verkauf, Buchhaltung und Projektdesign, wie Hochbauzeichner*innen und Innendekorateur*innen. Zudem bildet das Unternehmen auch Lernende auf dem Bau aus. Zurzeit sind fünf Lernende in verschiedenen Lehrjahren angestellt und auf den Sommer suchen sie noch neue Auszubildende. Auch neue Ofenbauer*innen sind immer willkommen, denn an Arbeit wird es dem Unternehmen in einer Zukunft mit Fokus auf erneuerbare Energien nicht mangeln.

Seit Januar 2022 hat der Betrieb ein neues Arbeitsmodell: die 4-Tage-Woche. Dieses entstand aus dem Bedürfnis, etwas im Betrieb verändern zu wollen. Martin Ritler, Geschäftsführer und Inhaber der Firma, wollte handwerkliche Berufe und die Stellen bei ihm in der Firma attraktiver gestalten, denn er hatte immer mehr Aufträge und Mühe, neue Mitarbeitende zu finden. Dazu kamen die üblichen Ausfälle, die bei körperlicher Arbeit vorkommen. Die Situation war also: viel Arbeit, wenig Arbeitskräfte. Es scheint auf den ersten Blick absurd, aber anstatt die Arbeitsstunden der Mitarbeitenden zu erhöhen, hat sich die Firma entschieden einen Schritt zurück zu machen und den Arbeitnehmenden mehr Zeit zur Erholung zu geben. So werden nun weniger Wochenstunden gearbeitet, aber es passieren auch weniger Fehler und es gibt weniger Ausfälle.

Wie sieht die 4-Tage-Woche der Glutform Rüegg AG aus?

Die 4-Tage-Woche bedeutet eine Reduktion der Arbeitszeit um fünf Stunden pro Woche. Auf dem Bau werden seit Anfang Jahr anstatt 41 Stunden nur noch 36 Stunden pro Woche gearbeitet, das heisst, vier Tage à neun Stunden. Ein Teil des Teams arbeitet von Montag bis Donnerstag und der andere Teil von Dienstag bis Freitag. So ist immer jemand vor Ort, aber alle haben ein langes Wochenende. Im Büro und Ausstellungsraum gibt es keinen ganzen freien Tag, sondern flexible Arbeitszeiten. Alle Mitarbeitenden haben fünf Stunden pro Woche zur freien Verfügung. Diese müssen jeweils mit den Stellvertretenden abgesprochen werden, denn der Verkaufsraum muss an den Werktagen bedient sein. Alle Mitarbeitenden der Glutform Rüegg AG sind bisher begeistert von der neu gewonnenen Freizeit und nutzen sie für sich, um Dinge zu tun, für die sie sonst im Alltag keine Zeit hätten.

Was sind die Bedingungen und Benefits des neuen Arbeitsmodells?

Die fünf Stunden mehr freie Zeit sind jedoch nicht einfach geschenkt. Sie sind an bestimmte Bedingungen gebunden, denn die Projekte sollen für Kund*innen nicht mehr kosten und die Angestellten sollen weiterhin den gleichen Lohn verdienen. So müssen die Mitarbeitenden auf dem Bau immer vier Tage am Stück arbeiten, um dann den fünften frei zu haben. Wer krank ist oder aus einem anderen Grund ausfällt, muss diesen Tag nachholen. Es handelt sich hier nicht mehr nur um Arbeit gegen Geld, sondern um eine Zusammenarbeit, bei der alle ihr Bestes geben. Der besondere Benefit ist, dass die Motivation und die Arbeitsatmosphäre seit der Einführung der 4-Tage-Woche noch viel besser ist als vorher.

Für den Geschäftsführer der Glutform Rüegg AG ist diese Veränderung der Arbeitsweise zwar eine neue Herausforderung bei der Planung und Kommunikation, aber ganz klar auch eine Investition in seine Mitarbeitenden. Das Unternehmen ist innovativ und bietet ihren Mitarbeitenden mehr Möglichkeiten für eine gute Work-Life-Balance und ist mit der 4-Tage-Woche auch bei anderen Schweizer Unternehmen auf Interesse gestossen.

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