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Über Geld spricht man – Warum Lohntransparenz in der Schweiz Fahrt aufnimmt
Kurz erklärt
- Nur ein Drittel der Arbeitnehmenden versucht, eine Lohnerhöhung zu verhandeln, und fast die Hälfte gibt an, noch nie Kolleg:innen über Löhne sprechen gehört zu haben.
- Auf jobs.ch zeigt sich ein anderes Bild: Anfang 2023 enthielten kaum 2 % der Stelleninserate eine Lohnangabe. Heute liegt dieser Anteil bei rund 40 %.
- Ältere Arbeitnehmende empfinden Lohntransparenz oft als unangemessen. Viele junge Schweizer:innen tauschen sich eher mit Freund:innen aus, vergleichen und erwarten Offenheit seitens der Arbeitgeber. Das Tabu verliert langsam – aber sicher – an Kraft.
- In Finnland sind Löhne öffentlich einsehbar, Deutschland wird durch EU-Regelungen zu mehr Transparenz bewegt, und in den USA sind Lohnbandbreiten in vielen Bundesstaaten Pflicht.
Der Schweizer Umgang mit Geld
Frag eine:n Freund:in nach dem Lohn – und du bekommst wahrscheinlich ein verlegenes Lächeln, einen Witz oder einen schnellen Themenwechsel. In der Schweiz gilt Geld als Privatsache. Wir zeigen unseren Wohlstand nicht offen, fragen selten nach dem Verdienst anderer – und sprechen lieber über Politik oder Gesundheit als über unser Gehalt.
Diese Haltung spiegelt sich auch in der Arbeitswelt: Fast die Hälfte der Arbeitnehmenden hat noch nie gehört, dass im Unternehmen offen über Löhne gesprochen wurde (Quelle: SWI/Demoscope). Nur 35 % haben im letzten Jahr versucht, eine Lohnerhöhung zu verhandeln – in der EU sind es fast 50 % (Quelle: Michael Page). Und nur 4 % geben an, mit ihrem Lohnpaket «sehr zufrieden» zu sein (Quelle: Robert Walters).
Kurz: Beim Thema Lohn sind wir zurückhaltender als unsere Nachbarländer.
Schweigen über den Lohn: Warum ist das so?
- Bescheidenheit und Privatsphäre. Über Geld zu reden, gilt oft als unhöflich oder angeberisch – und wird als potenzieller Auslöser für Neid oder Unruhe empfunden.
- Firmenkultur. Arbeitgeber fördern offene Gespräche über Löhne selten – manche raten sogar informell davon ab.
- Keine rechtliche Verpflichtung. Anders als in vielen EU-Ländern müssen Unternehmen in der Schweiz keine Löhne in Stellenanzeigen ausweisen (Quelle: Mercer).
Die Folgen sind absehbar: Weniger Menschen verhandeln – und wenn sie es tun, haben sie seltener Erfolg (nur 37 % in der Schweiz vs. 47 % in der EU, Quelle: Michael Page). Viele wissen schlicht nicht, was im Unternehmen als «normal» gilt.
Dieses Schweigen wird nicht ewig dauern
Jüngere Arbeitnehmende sprechen heute bereits offener mit Freund:innen und Kolleg:innen über Geld. Während ältere Generationen Lohntransparenz oft als unhöflich empfinden, sehen viele Gen Zs – geprägt von Social Media und einer internationalen Perspektive – darin einfach einen normalen Teil der Karriereplanung. Noch sind das vor allem Einzelbeobachtungen, doch sie zeigen eine neue Haltung.
Von Diskretion zu Offenheit: Das zeigt sich auf jobs.ch
Die gute Nachricht? Es tut sich etwas – und zwar schnell. Unsere Plattformdaten zeigen:
- Früher (Januar 2023): Weniger als 2 % der Inserate enthielten Lohnangaben.
- Heute (August 2025): Rund 40 % der Inserate zeigen den Lohn an.
Was wir sehen: Die Zahl der Inserate mit Lohnangaben steigt kontinuierlich. Diese neue Transparenz ist ein grosser Gewinn für Jobsuchende – auch wenn noch Luft nach oben bleibt.
Warum Unternehmen jetzt offener werden
Wenn Diskretion zur Schweizer Kultur gehört – warum sprechen Unternehmen plötzlich offen über Löhne?
Die Antwort ist einfach: Es bringt Vorteile.
Lohntransparenz macht Inserate attraktiver, erhöht die Zahl der Bewerbungen und verkürzt die Rekrutierungsdauer. Wer Lohnbandbreiten nennt, schafft Vertrauen – und genau das erwarten immer mehr Jobsuchende.
Was früher als Risiko galt, ist heute kluge Strategie. Kultureller Wandel braucht Zeit – und die nächste Generation könnte ihn beschleunigen. Für Gen Z ist das Gespräch über Lohn kein Tabubruch, sondern ein selbstverständlicher Schritt bei der Jobwahl. In Kombination mit dem rasanten Anstieg von transparenten Stellenanzeigen könnte das zu einem offeneren Arbeitsmarkt führen.
So durchbrichst du das Schweigen
Noch enthält nicht jedes Inserat eine Lohnangabe – aber du musst nicht im Dunkeln tappen:
- Nutze den Lohnrechner auf jobs.ch, um den Marktwert deiner Rolle in deiner Region zu prüfen.
- Überlege dir deinen Ziellohn, bevor du dich bewirbst.
- Zögere nicht, bereits früh im Bewerbungsprozess nach dem Lohn zu fragen – immer mehr Arbeitgeber sind bereit für dieses Gespräch.
Fazit
Das Lohn-Schweigen sitzt tief in der Schweizer Kultur. Doch die Veränderung ist spürbar. Von 2 % im Jahr 2023 auf rund 40 % heute – der Arbeitsmarkt ist deutlich transparenter geworden.
Auf jobs.ch setzen wir uns weiterhin für mehr Offenheit ein. Denn selbst in einem Land, das Diskretion schätzt, sollte die Jobsuche nicht auf Vermutungen basieren – sondern auf klaren Informationen, die dich deinem nächsten Karriereschritt näherbringen.
Neugierig geworden? Dann probier unseren Lohnrechner aus und entdecke, ob du verdienst, was du verdienst.
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