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Warum du dank der Inflation besser über eine Lohnerhöhung verhandeln kannst

Das Jahresgespräch steht vor der Tür und vielleicht bist du dabei, deine Argumente vorzubereiten, um eine Lohnerhöhung zu verlangen. Die aktuelle Inflation in der Schweiz könnte dir dabei eine nützliche Hilfe sein. Wir erklären dir, warum.

Ein Artikel von Fabio Bonavita

Treibstoff, Strom, Krankenversicherungen, Lebensmittel oder auch Heizkosten: Innerhalb weniger Monate sind viele Ausgabenposten in der Schweiz teurer geworden. Laut dem letzten Verbraucherpreisindex beläuft sich diese Inflation in unserem Land auf etwa 3,3%. Dies wirkt sich erheblich auf die Kaufkraft der Arbeitnehmenden aus. In diesem besonderen Kontext rückt die Frage der Löhne wieder in den Vordergrund. Der Schweizerische Gewerkschaftsbund und seine Mitglieder fordern beispielsweise für das nächste Jahr eine Lohnerhöhung zwischen 4 und 5%. Diese Erhöhung beinhaltet einen Ausgleich der Teuerung (zwischen 3% und 3,5%), eine Reallohnerhöhung von 1% aufgrund des Produktivitätswachstums und ein Aufholen des Lohnrückstands der letzten Jahre.

Keine automatischen Lohnerhöhungen

Auch wenn die Inflation ein wichtiges Argument bei Lohnverhandlungen sein kann, ist es nicht die Regel, dass die Löhne automatisch steigen, wenn die Preise steigen. Es sei denn, dein Arbeitsvertrag enthält eine Klausel, die einen Teuerungsausgleich vorsieht, was nicht sehr üblich ist. In Zeiten der Inflation wird dein Wunsch nach einer Gehaltserhöhung bei deinem Arbeitgeber sicherlich auf ein positiveres Echo stossen. Dies gilt umso mehr, als die Konjunktur in der Schweiz laut den neuesten Zahlen des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) insgesamt gut bleibt. Die Erholung ist vor allem in den Dienstleistungsbranchen zu sehen, die am stärksten unter den Gesundheitseinschränkungen im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie gelitten hatten.

So verzeichnete das Gastgewerbe zwischen April und Juni einen Anstieg von 12,4%. Vor allem im internationalen Tourismus stieg die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus Europa und den USA stark an. Auch der Bereich Kunst, Unterhaltung und Erholung verzeichnete nach der Aufhebung der Gesundheitsmassnahmen einen Anstieg (+1,4%), ebenso wie der Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung (+4,4%), der 3% über dem Vorkrisenniveau lag.

Abweichungen je nach Sektor

Eine weitere gute Nachricht ist, dass die Konjunkturforschungsstelle KOF der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich (ETH) eine Umfrage durchgeführt hat, die für das nächste Jahr in der Schweiz einen durchschnittlichen Lohnanstieg von 2,2% prognostiziert. Das ist der höchste Anstieg seit 22 Jahren. Sie dürfte vor allem die Sektoren umfassen, die von der Pandemie kaum betroffen waren. Die Unternehmen, die während der zweijährigen Covid-Zeit auf ihre Reserven zurückgreifen mussten, haben nicht alle die finanziellen Möglichkeiten für allgemeine Preiserhöhungen. Darüber hinaus sehen sich diejenigen, die in der Industrie tätig sind, ihrerseits mit einer Unsicherheit konfrontiert. Im Falle eines Energiemangels in diesem Winter könnten sie mit einem Rückgang der Geschäftstätigkeit rechnen und wären daher wahrscheinlich zurückhaltend bei der Ankündigung von Lohnerhöhungen.

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Deine Leistung steht an erster Stelle

Wie du gesehen hast, ist die Situation mit Wachstum und Inflation insgesamt günstig, um mit deinem Arbeitgeber über den Lohn zu sprechen. Dennoch sollte deine Leistung der Ausgangspunkt deiner Verhandlungen sein. Deine Leistung macht den Unterschied und wird dein überzeugendstes Argument sein. Denn nicht nur für die Arbeitnehmer wird alles teurer, die Inflation wirkt sich auch auf die Gewinnspannen des Unternehmens aus. Sie müssen auch mit höheren Kosten für Transport, Rohstoffe und Energie rechnen.

Fazit: Bevor du zu deinem Jahresendgespräch für eine Lohnanpassung gehst, solltest du dich umfassend über die finanzielle Situation deines Arbeitgebers informiert haben. Dabei solltest du aber nicht vergessen, dass du auch deine Argumente vorbereitet haben musst, um dein Ziel zu erreichen. Wenn du z. B. seit mehreren Jahren keine Gehaltserhöhung mehr erhalten hast oder sich deine Aufgabenbereiche geändert haben, kann dies dein Arbeitgeber dazu veranlassen, dein Gehalt für das nächste Jahr anzuheben.

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