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Was alle Jobsuchenden über 50 sofort tun sollten

„Zu alt fürs Berufsleben? Sag das mal deinem Erfahrungsschatz.“ 

In der Schweiz ist fast jede dritte stellensuchende Person über 50. Viele bringen jahrzehntelange Berufserfahrung, Führungsqualitäten und emotionale Intelligenz mit – und trotzdem dauert ihre Jobsuche im Durchschnitt fast doppelt so lang wie bei Jüngeren¹. Altersdiskriminierung ist keine Theorie. Sie zeigt sich in Bewerbungsprozessen, in der Sprache von Stellenanzeigen und im Schweigen nach Vorstellungsgesprächen. 

Doch: Erfahrung, Zuverlässigkeit und Führungsqualitäten sind wertvolle Stärken. Wer diese gezielt einsetzt, kann seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt deutlich verbessern. 

Dazu kommt: Viele Stellenausschreibungen richten sich unbewusst an Jüngere. Begriffe wie „junges, dynamisches Team“ oder „Digital Native“ filtern Bewerbende nach Alter – ohne es offen zu sagen. Eine Analyse von über 5’000 Stellenanzeigen in der Schweiz ergab: Nur 13 % sprechen gezielt ältere Arbeitnehmende an². 

Die Fakten: Alter wirkt sich auf die Jobsuche aus

  • Menschen über 50 sind in der Schweiz überdurchschnittlich oft langzeitarbeitslos – obwohl sie seltener arbeitslos werden als jüngere. 
  • Die Durchschnittsdauer der Arbeitslosigkeit liegt bei über 50-Jährigen bei rund 300 Tagen, bei jüngeren Personen unter 40 bei etwa 150 Tagen. 
  • RAV, Coaching und Weiterbildungen helfen – aber viele nutzen sie nicht.
    → Die richtigen Tools und Begleitung machen einen grossen Unterschied. 
  • Altersdiversität steigert nachweislich die Teamleistung. 

Solche Zahlen zeigen: Die Herausforderungen sind real – aber es gibt Wege, aktiv dagegenzuhalten. 

Vorurteile? Ja. Chancen? Auch. So stärkst du deine Position auf dem Arbeitsmarkt 

  1. Zeig, was du kannst – und was du willst

Auch wenn dein Lebenslauf lang ist: Setze gezielt Akzente. Reduziere den Fokus auf die letzten 10–15 Jahre, hebe konkrete Erfolge hervor und formuliere klar, was du in Zukunft suchst. 

Tipp: Verwende ein modernes CV-Layout, verzichte auf veraltete Begriffe und setze deine Kompetenzen (z. B. Leadership, Projektmanagement, Kundenorientierung) bewusst in Szene. 

  1. Werde online sichtbar

Viele Stellensuchende über 50 unterschätzen die Bedeutung von LinkedIn und Co. Ein professionelles Profil hilft nicht nur beim Networking, sondern wird von vielen Recruiter:innen aktiv genutzt. 

Tipp: Ein gutes Profilfoto, ein klar formulierter Titel („Kaufmännischer Allrounder mit Führungserfahrung“) und Empfehlungen ehemaliger Kolleg:innen machen Eindruck. 

  1. Nutze dein Netzwerk – es ist stärker als jede Jobbörse

Fast jede dritte Stelle in der Schweiz wird über persönliche Kontakte vergeben. Gerade Menschen mit viel Berufserfahrung haben ein grosses Netzwerk – nutze es! 

Tipp: Sprich frühere Arbeitskolleg:innen, Vereinskontakte oder Menschen aus deiner Branche aktiv an. Sag klar: „Ich bin auf der Suche – falls du etwas hörst, gib mir Bescheid.“ 

  1. Zeig Lernbereitschaft – besonders bei digitalen Themen

Viele Arbeitgebende befürchten, dass ältere Bewerbende den Anschluss an neue Tools, Software oder Prozesse verloren haben. Nimm ihnen den Wind aus den Segeln: Zeig, dass du offen für Neues bist. 

Tipp: Nimm an einem kostenlosen Onlinekurs teil (z. B.  Canva, ChatGPT usw.), erwähne ihn in der Bewerbung und bring konkrete Beispiele in Vorstellungsgesprächen. 

  1. Bleib aktiv – auch mental

Langfristige Jobsuche kann frustrieren. Deshalb ist es wichtig, Struktur in deinen Alltag zu bringen, Routinen zu etablieren und regelmässig Erfolge (auch kleine) zu feiern. 

Tipp: Notiere dir jeden Tag drei Dinge, die du gemacht hast – sei es ein Bewerbungsschreiben, ein Telefongespräch oder ein gelesener Fachartikel. So bleibst du motiviert und verlierst das Ziel nicht aus den Augen. 

Du musst dich nicht neu erfinden. Du darfst du selbst sein 

Karriere-Coaches reden oft von „Neuerfindung“. Das ist nicht falsch – aber oft übertrieben. Du musst nicht alles umkrempeln, um weiterzukommen. Viel wichtiger ist, dass du dich klar positionierst: Was bietest du – und wem? 

Manchmal hilft es, sich selbst drei einfache Fragen zu stellen: 

  • Was fällt mir leicht – auch wenn es anderen schwerfällt? 
  • Für welches Problem wäre ich gern die Lösung? 
  • Wer profitiert am meisten davon, dass es mich gibt? 

Die Antworten helfen dir, Bewerbungen präziser zu schreiben, Gespräche sicherer zu führen – und dich nicht über dein Geburtsdatum zu definieren. 

Fazit: Du bringst etwas mit, das unbezahlbar ist 

Erfahrung, Gelassenheit, den Blick aufs grosse Ganze – das ist mehr als eine Zahl im Lebenslauf. Auch wenn der Weg zurück in den Arbeitsmarkt steinig sein kann, ist er machbar. Wer aktiv bleibt, sich sichtbar macht und seine Stärken selbstbewusst kommuniziert, hat gute Chancen – gerade in einem Arbeitsmarkt, der händeringend nach verlässlichen, qualifizierten Fachkräften sucht. 

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