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Konflikte am Arbeitsplatz rechtzeitig erkennen und lösen

Im Berufsleben tauchen immer wieder Konflikte auf, die für Betroffene in Form von Stress, Ärger und Ängsten sehr belastend sein können. Wie können Konflikte zeitnah erkannt und für alle Beteiligten gut gelöst werden?

Die Gründe für Konflikte bei der Arbeit sind oftmals sehr vielschichtig. Zum Beispiel können zu geringe Anerkennung, Mangel an Information, Ungerechtigkeiten, hoher Arbeitsdruck, intransparente Kommunikation, Ängste um den Arbeitsplatz oder persönliche Konkurrenzsituationen immer wieder zu Spannungen unter Kollegen führen.

Willst du nun solche Konflikte lösen, musst du die tieferen Ursachen kennen, die dazu geführt haben und nicht nur den unmittelbaren Auslöser solcher Differenzen. Das heisst, es geht vielmehr darum, dass du Konflikte bereits in ihrer Anbahnung rechtzeitig erkennst und dazu beiträgst, sie möglichst zu vermeiden.

Wie kann man Konflikte bei der Arbeit vermeiden?

Am besten beginnst du bei dir selbst. Denn für ein funktionierendes Konfliktmanagement musst du zunächst dein eigenes Verhalten reflektieren und versuchen, dich in deine Kollegen hineinzuversetzen. Das gelingt dir mit einem einfachen Trick: Du stellst dir eine Konfrontation mit vertauschten Rollen vor.

Das heisst, während du deine Kollegen mit Argumenten attackierst, versetzt du dich in ihre Lage. Wie geht es ihnen dabei? Was fühlen sie? In einer solchen Situation kannst du vielleicht besser nachempfinden, wie du auf deine Kollegen wirkst. Dabei wirst du feststellen, dass in vielen Fällen beide Seiten für das Entstehen von Konflikten verantwortlich sein können.

Wir Menschen sind alle sehr unterschiedlich. Nicht jeder muss jeden mögen. Darum gestehe dir auch selbst Antipathien ein. Das ist absolut normal. Trotzdem solltest du darauf achten, dass du deinen Kollegen gegenüber stets sachlich, freundlich und kollegial bleibst.

Versuche im Umgang mit deinen Kollegen abweichende Arbeitsmethoden zu akzeptieren. Bedenke, es gibt nicht immer nur den einzigen Königsweg! Mach dir das vor allem dann bewusst, wenn du dich gerade über „seltsame Methoden“ eines Kollegen wunderst oder vielleicht sogar ärgerst. Aus solchen Situationen können über die Zeit, massive Konflikte entstehen.

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Eigene Kommunikation überprüfen

Die wichtigste Regel bei aufkommenden Konflikten ist, dass du inhaltlich sachlich bleibst und deine Meinung klar und unmissverständlich äusserst. Auf diese Weise ermöglichst du konstruktive Diskussionen.

Bedenke dabei, wenn sich ein Konflikt auf die sogenannte emotionale Beziehungsebene verlagert, also persönlich wird, geht das deinen Kollegen noch näher. Ein erzwungenes Einlenken ihrerseits würden sie als eine noch grössere Niederlage verstehen. Dadurch dreht sich die Negativspirale immer weiter, bis die Fronten vollkommen verhärtet sind.

Überprüfe dabei deine Körpersprache: Setzt du vielleicht durch eine ablehnende Körperhaltung, Gestik oder Mimik Signale, die ein Kollege als Attacke deuten könnte? Zum Beispiel durch verschränkte Arme oder Augenrollen – trotz vermeintlich neutraler Sprache.

Tratsch gibt es überall, aber rede nicht schlecht über deine Kollegen! Du möchtest es doch auch nicht, dass sie über dich herziehen. Achte darauf, dass deine Kritik in den Augen deines Kollegen nicht als ein Angriff gewertet werden könnte. Denn Konflikte am Arbeitsplatz entstehen nicht selten aus Situationen, in denen berechtigte Kritik geäussert werden muss, sie aber leider nicht angemessen kommuniziert wird. Zu einer guten Kritik- und Diskussionskultur gehört beispielsweise eine diplomatisch gewählte Ansprache. Darum benutze die Wörter „ich“ oder „wir“, wenn es um Kritik im Team geht.

Oder stelle nicht einfach Behauptungen in den Raum, sondern formuliere Fragen. Vermeide Sätze wie diese: „Du bist mit deiner Arbeit ja immer noch nicht fertig. Das Projekt wird dadurch scheitern!“ Besser: „Kann es sein, dass Du mit deiner Arbeit im Zeitplan hinterher bist?“ Sollte dein Kollege dies verneinen, kannst du ihn nach einem Termin fragen. Das nimmt etwas Zündstoff aus der Konfliktsituation.

Konfliktpotenzial Neid und Eifersucht

Gefühle wie zum Beispiel Neid und Eifersucht sind menschlich. Du musst sie nicht total unterdrücken. Vielleicht hilft es dir und deinen Kollegen, wenn du beispielsweise einen Erfolg deines Kollegen mit einem Lächeln so kommentierst: „Herzlichen Glückwunsch zu deiner Beförderung und deinem neuen Posten, auch wenn ich mich für diese Aufgabe auch selber sehr interessiert habe.“

Der Trick dabei ist, dass deine offene und ehrliche Stellungnahme, dazu beitragen kann, Konflikte mit Kollegen zu entschärfen oder zu vermeiden. Wenn dein Kollege die Chance daraufhin ergreift und entgegnet, dass du seiner Meinung nach ebenfalls eine Beförderung verdient hättest, entspannt und verbessert dies oftmals das Verhältnis.

Im Umkehrschluss können Kollegen ebenso auf dich neidisch sein. Kleiner Tipp: Reagiere gelassen, denn du kennst den Grund und lasse dich nicht zu einem Konflikt provozieren.

Mit Lösungen beim Chef punkten

Irgendwann ist es dann soweit: Ein Konflikt ist völlig eskaliert und nicht selten tritt dabei der ursprüngliche Streitpunkt in den Hintergrund. Ein unerträgliches Gerangel um Rechthaberei und Macht bestimmt nun das Arbeitsklima. Davon wird früher oder später dein Chef erfahren. Jetzt kannst du ihm deine Kenntnisse und dein Wissen um Konfliktmanagement beweisen, indem du die Bereitschaft zeigst, nach praktischen Lösungen zu suchen, die dazu beitragen, die Situation am Arbeitsplatz zu entspannen.

Das heisst, du gehst auf den oder die Streithähne zu und versuchst zu schlichten. Das ist aber oft leichter gesagt als getan. Bedenke aber, das ist doch genau diese Eigenschaft, von der dein Chef beim Einstellungsgespräch gesprochen hat: Teamfähigkeit. Wenn du oder andere nur stur auf den jeweiligen Standpunkten beharren, wird es nicht zu einer Einigung kommen.

Konflikte begegnen, nicht scheuen

Es gibt aber auch Kollegen, die Konfrontationen lieber aus dem Weg gehen. Konflikte entstehen dadurch erstmal nicht, aber ist das immer der richtige Weg? Missstände sowie konstruktive und sachliche Kritik muss man jedoch am Arbeitsplatz ansprechen dürfen. Konflikte werden aber nicht beseitigt, indem man sie ignoriert. Ganz im Gegenteil!

Kommt es zu Streitigkeiten in anderen Angelegenheiten, kochen häufig diese aufgestauten negativen Emotionen wieder hoch. Das solltest du vermeiden. Mehren sich solche Situationen, drohen Eskalationen und im Nachgang lässt sich das Verhältnis kaum noch kitten. Die leidliche Folge: Versetzung oder gar Kündigung. Darum solltest du deinen Beitrag leisten und Konflikte gar nicht erst entstehen lassen.

Konflikte im Homeoffice lösen

Auch bei der Tätigkeit im Homeoffice solltest du ein paar grundlegende Punkte berücksichtigen: Tauchen Probleme auf, so spreche sie in deinem Team oder deiner Organisation offen an. Das gilt vor allem für die Arbeit aus dem Homeoffice heraus. Denn dort lösen sich Schwierigkeiten auf Grund räumlicher Distanz nicht von alleine in Luft auf.

In gemeinsamen Video- bzw. Online-Besprechungen lassen sich nicht alle Fragen besprechen. Tauchen Konflikte auf, so solltest du diese separat in eigenen Besprechungen klären und das laufende Gespräch sachlich beenden. Scheinen die Fronten „verhärtet“ zu sein, empfiehlt es sich, eine ebenso sachliche E-Mail zu verfassen, in der du deine Position mit einem Angebot für ein Telefonat etc. nochmal erläuterst. Von endlosen E-Mail- oder Messenger-Diskussionen ist abzuraten. Denn die Gefahr, sich in Missverständnissen zu verstricken, ist erfahrungsgemäß sehr hoch.

Falls du nicht der Typ für Gespräche von Angesicht zu Angesicht bist, bringt dir eine Remote-Situation auch Vorteile, da du einen gewissen physischen Abstand als emotionale Distanz nutzen kannst.

Solltest du bei Konflikten tatsächlich zu keiner Lösung kommen, so involviere deinen Chef! Manchmal braucht es diese Instanz, um zu vermitteln oder zu einer tragfähigen Entscheidung zu gelangen.

Grundsätzlich gilt: Nehme solche Problemsituationen nicht persönlich! Wenn du merkst, die Emotionen kochen hoch und es droht Ärger, dann ist am besten Zurückhaltung angesagt. Wenn möglich, schlafe eine Nacht darüber! Mit etwas Abstand, sieht vieles nicht mehr so dramatisch aus.

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