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Jobsharing – so kann’s gehen

Schon mal was von Jobsharing gehört?

Weisst du, was das genau ist? Vielleicht wäre dieses Arbeitsmodell auch was für dich. Die Jobsharing-Expertin, Gründerin der Jobsharing-Consulting MS AG und Buchautorin Sara Müller hat uns in einem Interview alle Details verraten.

Mathias Steger: Frau Müller, wie definieren Sie Jobsharing?

Sara Müller: Drei Punkte sind wichtig. Erstens: die Aufteilung eines Arbeitsplatzes unter zwei oder mehreren Arbeitnehmern. Zweitens: Die Bestandteile im Erfolgsrezept für Jobsharing sind eigene passende Voraussetzungen, ein passender Partner und die Management-Unterstützung. Und drittens: Jobsharing ist nicht Teilzeitarbeit, sondern macht eine Arbeit teilzeittauglich. 

Welche Fähigkeiten muss man mitbringen?

  • Vertrauen
  • kritisches Urteilsvermögen
  • die Fähigkeit zur Selbstreflexion
  • einen konstruktiven Umgang mit Konflikten
  • Kommunikations- und Konfliktfähigkeit
  • Verantwortungsbewusstsein
  • Wille und Fähigkeit zur Kooperation
  • Einen hohen Organisationsgrad

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Und wer ist für Jobsharing geeignet?

Dieses Arbeitsmodell eignet sich für alle Frauen und Männer, die verschiedenen Ziele vereinbaren möchten:

  • Lebensbalance
  • ü55: Leben und Arbeiten
  • Karriere und Familie
  • Karriere und ein Start-Up nebenbei
  • Flexible, individuelle und effiziente Arbeit für die jungen Generationen X,Y und Z
  • Karriere und Weiterbildung

Jobsharing ist weder ein reines Frauenthema, noch ein Arbeitsmodell, das nur bestimmte Generationen anspricht. Ich beobachte die Nachfrage über Geschlechter und Altersgruppen hinweg, denn mehr Zeit braucht schließlich fast jeder einmal – und möchte dabei nicht auf seinen qualifizierten Job verzichten.

Wie soll der ideale Jobsharing-Partner aussehen?

Es ist ganz klar: Die Chemie muss stimmen! Aufgrund der eigenen Intuition kann man bereits beim ersten Treffen feststellen, ob eine Vertrauensbasis vorhanden ist oder nicht. Danach kann man entscheiden, ob der Jobsharing-Partner Unterschiede oder Gemeinsamkeiten aufweisen soll. Es kann von Vorteil sein, wenn ein Paar bewusst mehrheitlich Unterschiede wie Generationen und Geschlechter aufweist und so Erfahrungsschätze zusammenbringt. So kann etwa ein Nachwuchstalent bereits im Studium einsteigen, nebenbei eine Weiterbildung besuchen oder eine Familie gründen, und der Erfahrene kann langsam weniger arbeiten und sein Wissen weitergeben. Weist ein Jobsharing-Paar viele Gemeinsamkeiten auf, dann können sie sich ideal vertreten. Beides hat Vor- und Nachteile.

Wie kann ich einen Jobsharing-Partner finden, wenn ich noch keinen habe?

Jobsharing ist ein flexibles Arbeitsmodell, daher ist auch das Vorgehen bei der Suche flexibel. Man kann zuerst einen Jobsharing-Partner suchen oder auch zuerst eine Jobsharing-Stelle. Seit diesem Jahr bieten wir von Jobsharing-Consulting MS AG verschiedene Möglichkeiten zum Suchen und Finden an.

Welche Risiken bringt Jobsharing mit sich?

Es besteht die Gefahr, dass die Jobsharing-Partnerschaft nicht funktioniert und man sich einen neuen Partner suchen muss. Diese lässt sich verringern, wenn z.B. zu Beginn der wichtige Faktor „Chemie stimmt“ genau betrachtet wird. Merkt man schon von Anfang an, dass es zwischen den beiden Jobsharing-Interessierten nicht stimmt, sollte man eine andere Person suchen. Umgekehrt sieht es bei den Unternehmen aus. Würde eine Person im Vollzeitpensum kündigen, so trifft das Unternehmen einen 100%-Wissensverlust. Kündigt eine Person im Modell Jobsharing, wäre dies „nur“ ein prozentualer Wissensverlust, da der Jobsharing-Partner meist noch bleibt.

Jobsharing

Welche Berufe eigenen sich besonders dafür?

Jobsharing ist nicht für bestimmte Berufe geeignet und ist auch kein reines Frauenthema oder Arbeitsmodell, das nur bestimmte Generationen ansprechen soll. Bei Jobsharing geht es vielmehr um die Personen und deren Bedürfnisse. Ich gebe Ihnen ein Beispiel: Eine Mutter mit Hochschulabschluss möchte einen Wiedereinstieg nach dem Mutterschaftsurlaub. Damit Kind und Karriere vereint werden können, entscheidet sie sich für eine Arbeit im Teilzeitpensum. Gute Teilzeitstellen sind aber leider rar. Nun startet sie mit Jobsharing, ihr -Partner ist ein Mann, der bald pensioniert wird, seine leitende Position behalten, aber nur noch im Teilzeitpensum weiterarbeiten möchte. Das Paar ergänzt sich hervorragend und kann eine Führungsposition ausüben. Später kann die Mutter vielleicht das Arbeitspensum erhöhen, sobald der Mann in die Pension geht, oder die frei werdende Stelle wird neu besetzt.

Wie schätzen Sie das Potenzial von Jobsharing in den nächsten Jahren in der Schweiz ein?

Sehr gross! Einerseits versuchen Arbeitstätige künftig viel häufiger, ihr Leben in eine ausgeglichene Work-Life-Balance zu bringen. Frauen suchen nach dem Mutterschaftsurlaub vermehrt nach Arbeit im Teilzeitpensum. Die jungen Generationen sucht nach mehr Freizeit und somit nach flexiblen Arbeitsmodellen. Und schliesslich ist die Babyboomer-Generation auf dem Weg in die Pensionierung, und viele von diesen Arbeitskräften möchten bereits jetzt in reduziertem Pensum arbeiten, aber die eigene Stelle behalten. Andererseits sind Unternehmen gefordert, im heutigen Marktumfeld den Trends wie Digitalisierung, demographische Wandel, Arbeit 4.0, etc. standzuhalten. Zudem erkennen Unternehmen in der Schweiz gerade die vielen Vorteile von Jobsharing, zum Beispiel die Förderung der Generationenvielfalt, die Gewinnung neuer Zielgruppen oder die Mitarbeiterbindung und Mitarbeitermotivation.

Haben Sie abschliessend noch Tipps, wie Jobsharing am besten gelingen kann?

Mein Tipp dazu ist: Suchen, finden und dann loslegen.

Sara Müller verfügt über umfassende Erfahrungen im Jobsharing, sowohl im Vollzeit-, als auch im Teilzeitmodell. Diese hat sie gemeinsam mit Tipps im Ratgeber Jobsharing. Nützliche Tipps für ein modernes Arbeitsmodell zusammengefasst. Teilzeit, Vollzeit, Jobsharing oder Home Office, auf jobs.ch findest du alles.

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