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Soziale Berufe sind für alle attraktiv

Soziale Berufe sind nicht nur krisensicher und bleiben auch in schwierigen Zeiten gefragt, sondern sind auch vielfältig und bieten eine breite Auswahl an unterschiedlichen Jobs – sowohl für Frauen als auch für Männer. Erfahre hier, warum soziale Berufe so attraktiv sind und warum die Jobchancen dafür gut sind.

Ein Gastbeitrag von Lu Decurtins

Rollennormen bei der Berufswahl

Immer noch ist die Berufswahl von Rollennormen und geschlechtsbezogenen Zuschreibungen geprägt. So wählt Hälfte der Frauen aus drei Berufen, während bei den Männern die Hälfte aus sieben Berufen wählt. Bei den Frauen sind dies nebst der Kauffrau Berufe aus dem Betreuungs- und Care-Bereich, wohingegen es bei den Männern technische Berufe sind. Soziale Berufe tauchen in der Statistik erst viel weiter hinten auf. Den niedrigsten Männeranteil finden wir in der Kinderbetreuung (Fachmann Betreuung) den höchsten bei den Sozialpädagogischen Werkstattleitern.

Woher kommt das? Sind diese Berufe nicht genug attraktiv für die anspruchsvolleren Männer oder sind sie schlicht und einfach weniger geeignet?

Weder noch lautet die Antwort. Es sind vielmehr die traditionellen Rollenvorstellungen, die Männern den Zugang zu diesen Berufsfeldern erschweren. So werden einerseits Berufe, die auf Pflege und Beziehungsarbeit basieren, traditionell als weiblich abgewertet gegenüber produzierenden bzw. schöpferischen Berufen. Andererseits passen die Vorteile dieser Berufe nicht ins traditionell männliche Wertungsschema, wo Macht, Lohn und Leistung im Vordergrund stehen.

Objektiv gesehen haben soziale Berufe viele Qualitäten, die auch Männern zugutekommen.

Soziale Berufe sind für alle attraktiv

Soziale Berufe ermöglichen es, Verantwortung für Menschen, Beziehungen und das soziale Umfeld zu übernehmen. Im Beruf erlernte und erprobte soziale Kompetenzen helfen auch im Alltag weiter. So ist es auch häufig möglich, Anstellungsbedingungen und Arbeitszeiten in Einklang mit Familie oder Hobbys zu bringen und so eine gute Work-Life-Balance zu erreichen. In einem sozialen Beruf kann man auch Karriere machen, doch ist die Vielfalt der Entwicklungsmöglichkeiten wohl der grössere Trumpf. So erlauben es soziale Berufe je nach Lebenssituation den beruflichen Schwerpunkt zu wechseln. So kann zum Beispiel ein gelernter Schreiner die Ausbildung zum Sozialpädagogen berufsbegleitend in einem Heim machen, während der Familienphase als Jugendarbeiter Teilzeit arbeiten und später eine Wohngruppe mit Suchtbetroffenen leiten. Da nebst Teamgeist auch Individualität gefragt ist, ist es oft möglich, persönliche Interessen und Leidenschaften in den Berufsalltag einzubringen. Dies trägt zu Zufriedenheit und Wohlbefinden und letztlich zur Gesundheit mit bei.

Es gibt in den sozialen Berufen ein grosses Stellenangebot in verschiedensten Bereichen. Hier habe ich die Möglichkeit, nach Bedarf Teilzeit zu arbeiten. Die Arbeitgeber sind sozial und fair gegenüber den Angestellten.

Robert (Jugendarbeiter)

Gemischte Teams sind bereichernd

Für Frauen sind soziale Berufe eine gradlinige Folge der Sozialisation. Frauen werden in Familie und Gesellschaft auf soziale Arbeit konditioniert, sie übernehmen in Familie und Schule soziale Verantwortung und erhalten dafür Wertschätzung. Oft ist der Weg zum sozialen Beruf früh schon klar. Männer hingegen punkten in der Peergroup kaum mit sozialem Verhalten. Das Bekenntnis zum Sozialen hat eher einen Statusverlust zur Folge. Ein Mann entscheidet sich also meist bewusster und mit mehr Risiken und oft auch später mit mehr Lebenserfahrung für einen Beruf im Sozialbereich. Durch diesen anderen Berufswahlprozess wie auch durch ihre unterschiedliche Sozialisation bringen Männer eine andere Sichtweise in den Sozialbereich, was für alle bereichernd sein kann. Eine allgemeine Vielfalt ist in vielen Teams von Vorteil, da es unterschiedliche Sichtweisen generiert.

Das Gefühl, im Leben von betreuten Menschen und deren Familien Gutes zu bewirken, strebt einen jeden Tag zu Höchstleistungen an und gibt wahnsinnig viel Motivation.

Christian (Fachmann Betreuung)

Gleichstellung bedeutet auch: Männer übernehmen Verantwortung

Die Diskussion um Männer in sozialen Berufen ist ein gleichstellungspolitisches Thema, das alle betrifft. Wenn die systemrelevante soziale Arbeit wie zum Beispiel die Kinderbetreuung oder die Begleitung von älteren Menschen, Jugendlichen oder Menschen mit Beeinträchtigung mehrheitlich den Frauen überlassen wird und die Männer weiterhin die wirtschaftliche Verantwortung übernehmen, wird sich der Geschlechtergraben weiter öffnen, mit negativen Folgen für die Gesellschaft. Gespräche auf Basis von Chancengerechtigkeit, Respekt und Toleranz zwischen den Geschlechtern wäre sicherlich die bessere Variante, um die Herausforderungen der heutigen Zeit anzugehen.

Lu Decurtins ist Sozialpädagoge und Supervisor. Er ist Projektleiter der Kampagne «Männer in Soziale Berufe»,einem Projekt von Männer.ch gemeinsam mit SASSA und SPAS, den Konferenzen der Fachhochschulen und Höheren Fachschulen im Sozialbereich. Diese hat zum Ziel, den Männeranteil in den sozialen Berufen zu erhöhen. Das Projekt wird finanziert vom Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frauen und Männern.

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