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Case Interview: wie du dich am besten darauf vorbereitest

Um deine praktischen Fähigkeiten zu beurteilen, können Rekrutierende dich zu einem Case Interview einladen oder dir eine Aufgabe geben. Dabei ist es wichtig, dass du dich gut informiert hast und bewusst bestimmte Elemente für eine Lösung oder Empfehlung in deine Präsentation aufnimmst. Hier einige Tipps, wie du dich am besten darauf vorbereitest und was du beim Case-Gespräch beachten solltest.

Ein Gastbeitrag von Louise Koeckhoven

Was ist ein Case Interview?

Case Interviews bzw. Fallgespräche sind ein Teil des Bewerbungsprozesses, bei dem dir als Bewerber*in ein reales oder realistisches Geschäftsproblem vorgelegt wird, für das du eine Lösung vorschlagen musst. Manchmal kannst du dich vorher vorbereiten, entweder ein paar Tage zu Hause oder ein paar Stunden vor der Präsentation in den Büros. Der Inhalt des Falls steht in der Regel in engem Zusammenhang mit dem Unternehmen und der Stelle, für die du dich bewirbst. Case Interviews als Teil des Bewerbungsprozesses geben einen tieferen Einblick in deine praktischen Fähigkeiten. Bei der Präsentation deiner Lösung prüfen die Rekrutierenden deine analytischen und strategischen Qualitäten im Hinblick auf die Suche nach einer angemessenen Lösung sowie deine Soft Skills bei der Präsentation und Beantwortung von Fragen.

Ein Case Interview vorbereiten

Sobald du den Termin für das Case Interview erhalten hast, beginnt die Vorbereitung. Einige der folgenden Informationen hast du vielleicht schon für die vorausgehenden Vorstellungsgespräche recherchiert, aber mit Blick auf den Fall ist es ratsam, deine Recherchen noch einmal zu überarbeiten.

  • Informiere dich über die internen und externen Aspekte des Unternehmens

Ist das Unternehmen, bei dem du dich bewirbst, sehr strukturiert und geschäftsorientiert oder eher locker und entspannt? Wo hat es bereits Niederlassungen und wer ist die Konkurrenz? Ist die Branche, in der es tätig ist, stark reguliert oder ist alles ziemlich flexibel? Dies sind nur einige Beispiele für Fragen, zu denen du Nachforschungen anstellen kannst. Diese Informationen werden dir bei der Formulierung von Falllösungen, die zum Unternehmen, seiner Kultur und seinem Umfeld passen, eine Hilfe sein.

  • Sei dir bewusst, für wen du präsentieren wirst

Stellst du dich den Personalverantwortlichen und deinen künftigen Vorgesetzten vor oder sind auch Personen aus der Marketing- oder Finanzabteilung beteiligt? Wenn du weisst, wen du vor dir hast, kann dir das bei der Präsentation helfen. Du hast dann ein Bild davon, in welchen Abteilungen diese Personen tätig sind und über welche Kenntnisse sie verfügen. Ausserdem weisst du so ungefähr, auf welche Aspekte sie sich bei der Lösung konzentrieren werden.

  • Befrage deine Kontaktpersonen

Jemand von der Firma wird sich mit dir in Verbindung setzen, um einen Termin für den Fall zu vereinbaren. Frage die Person nach dem Case: Was weiss sie über den Prozess, was wird von dir erwartet, wie viel Zeit wirst du haben, und hat sie eine Idee für ein mögliches Thema? Auch wenn die Person nicht alle Antworten kennt, hat sie vielleicht doch einige kleine Tipps für dich. Wenn du jemanden kennst, der in diesem Unternehmen arbeitet, frage die Person nach den üblichen Arbeitsmethoden, der spezifischen Sprache des Unternehmens, dem Dresscode und ob er oder sie vielleicht die Diskussionsteilnehmenden kennt. Nutze alle deine Möglichkeiten, um Klarheit in die bevorstehende Aufgabe zu bringen.

  • Bereite dich vor und übe

Bereite dich ausreichend vor. Suche dir dazu beispielsweise einen Case aus dem Internet aus, der ungefähr zu deiner Stelle passt, und probiere ihn für dich zu bearbeiten. Wie beginnst du? Wo brauchst du die meiste Zeit? Nimm dir so viel Zeit wie möglich, um eine Lösung zu finden, und frage Freund*innen oder Familienmitglieder, ob du ihnen den Fall präsentieren kannst. Bitte um Feedback und mach so am besten mehrere Versuche.

Den Case richtig verstehen

Du befindest dich im Büro oder in der Online-Umgebung und sprichst mit der Person, der du den Fall präsentieren wirst. Atme tief durch und denk an Folgendes:

  • Hör gut zu und lies alles sorgfältig durch

Wird dir der Fall mündlich vorgetragen, ist es wichtig, dass du genau zuhörst. Mache dir Notizen und stelle Fragen, wenn dir etwas unklar ist. Es ist nicht falsch, ein paar klärende Fragen zu stellen, aber es wäre schade, wenn du einen Fehler machst, nur weil du eine Aussage nicht richtig registriert hast. Bekommst du den Fall hingegen in schriftlicher Form, dann solltest du ihn mindestens zwei oder drei Mal lesen, bevor du mit der Bearbeitung beginnst. Manchmal interpretieren wir Dinge zu schnell oder überlesen wichtige Informationen. Hilfreich ist es auch, die wichtigsten Informationen zu markieren oder Dinge zu streichen, die du für weniger wichtig hältst. Wenn du Prioritäten setzt, kannst du dich besser auf das Wesentliche konzentrieren.

  • Stelle klärende Fragen, im Detail und im Allgemeinen

Oft hast du die Möglichkeit, Fragen zu stellen, nachdem dir der Fall vorgestellt wurde. Bringe einige vorbereitete Fragen mit, aber stelle ruhig auch die ersten Fragen, die dir in den Sinn kommen. Achte darauf, dass du Fragen zum grossen Ganzen stellst, wie: Warum ist es wichtig, dieses Problem für das Unternehmen zu lösen, oder welche Auswirkungen hat dieses auf andere Bereiche? Stelle auch Detailfragen, z. B. zu den genauen Beziehungen zwischen bestimmten Personen im Team und zur Erklärung von Zahlen, die dir unklar erscheinen. Auch wenn es eine nervenaufreibende Situation für dich ist, solltest du deine Fragen wie in jedem Jobinterview in angemessenem Ton und im richtigen Moment stellen.

Deine Lösung präsentieren

Nach der Vorbereitung wirst du dein Ergebnis und deine Lösungsvorschläge präsentieren. Bei dieser Präsentation wirst du in der Regel vor einer Jury stehen. Um einen guten Eindruck zu machen, solltest du auf ein gepflegtes Erscheinungsbild achten. Zudem gewinnst du die Aufmerksamkeit deiner Gesprächspartner*innen mit einem freundlichen Lächeln, Augenkontakt und einer geraden und offenen Körperhaltung. Auch bei einem Videointerview ist es wichtig, dass du dich angemessen kleidest und den Hintergrund so vorbereitest, dass es keine Ablenkung gibt.

  • Erkläre deine Annahmen

Bevor du deine eigentliche Lösung präsentierst, solltest du zunächst deine Annahmen erläutern. Dadurch wird deine Jury von ihren eigenen Annahmen abgelenkt und kann deine Lösungen mit deiner Denkweise betrachten. So kannst du erste Missverständnisse oder versteckte Erwartungen vermeiden.

Beispiel: Hat man dich um eine kurze Präsentation gebeten?

Erklärung: Du bist davon ausgegangen, dass maximal 15 Minuten gemeint sind.

Beispiel: Wurde gesagt, dass du eine Lösung für ein IT-Team erstellen sollst?

Erklärung: Du bist davon ausgegangen, dass das Team aus x Personen mit x Kenntnissen und einem hohen Dienstalter besteht.

Beispiel: Es wurden keine Angaben über das Budget gemacht, das du für diesen Fall zur Verfügung hast.

Erklärung: Du bist davon ausgegangen, dass ein Budget von xxx Franken für diese Art von Projekt angemessen sein sollte.

  • Beginne mit deiner Schlussfolgerung/Empfehlung

Wahrscheinlich hast du nicht viel Zeit, um deine Präsentation zu üben. Vielleicht bist du deshalb nicht sicher, dass du es im vorgegebenen Zeitrahmen schaffst, die gesamte Präsentation zu halten. Es ist deshalb empfehlenswert, zunächst deine Schlussfolgerung oder Empfehlung zu formulieren und diese dann zu vertiefen.

  • Erkläre deine Gedankengänge

Bestimmte Dinge werden für dich logisch sein, da du diese vielleicht bereits von deiner früheren Arbeit kennst, aus einer bestimmten Branche kommst oder eine bestimmte Weiterbildung auf dem Gebiet gemacht hast. Es kann aber sein, dass du weniger erfahrene Diskussionsteilnehmende hast oder Personen eine andere Sichtweise haben. Zudem lohnt es sich, deine Gedankengänge zu erläutern, denn auch wenn dein Endergebnis nicht den Erwartungen entspricht, kann deine Herangehensweise richtig sein. Die Diskussionsteilnehmenden können dann deine Qualitäten trotzdem erkennen. Zeige auf, wie und warum du zu einer Antwort gekommen bist, wo du angefangen hast und welche Entscheidungen du getroffen hast.

  • Beantworte die Fragen

Nach deinem Vortrag folgt in der Regel eine 5-15-minütige Fragerunde. Atme tief durch, du bist mit deiner Präsentation durch, dies sind nur klärende Fragen der Teilnehmenden. Diese wollen das Beste aus dir herausholen und sind nicht dazu da, dich absichtlich unter Druck zu setzen. Erläutere bei der Beantwortung der Fragen deine Überlegungen, verweise auf frühere Erfahrungen und beziehe dich auf den Fall und deine Lösungen.

Kurz gesagt: Bereite dich vor, informiere dich so gut wie möglich über das Unternehmen und all seine Interessengruppen und externen Faktoren, stelle Fragen und atme dann tief durch und vertraue auf dich selbst. Du hast ein Case Interview, weil du bereits mindestens ein Vorstellungsgespräch hinter dich gebracht hast und dein Lebenslauf ansprechend aussieht. Das ist die Möglichkeit, deine Fähigkeiten aufzuzeigen. Sei klar, prägnant und selbstbewusst.

Louise Koeckhoven arbeitet seit 5 Jahren in der Personalbeschaffung und Entwicklung, sie ist Strengths Coach und Content Manager und ihre Mission ist es, andere darin zu bestärken, die Extrameile zu gehen. Sie stammt aus den Niederlanden und lebt seit 3,5 Jahren in der Schweiz. Louise Koeckhoven weiss, wie man seine Schwächen bekämpft, indem man sich auf seine Stärken fokussiert, und wie man traditionelle Denkmuster durchbricht, indem man von neuen Personen und Kulturen lernt.

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