Lohn

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Der Gender Pay Gap

In der Schweiz geht es manchen trotz harter Schufterei finanziell nicht gerade blendend. Besonders Frauen bekommen laut offiziellen Quellen ordentlich Wind ab. Rund 60 % derjenigen, die sich mit weniger als 4.000 Schweizer Franken pro Monat begnügen müssen, sind weiblich. Im Gegensatz bewegen sich die Männer zu stolzen 79 % unter den High-Earnern, die monatlich mehr als 16.000 Schweizer Franken einstreichen.

In der Schweiz haben etwa 56 % der Frauen Schwierigkeiten, sich alleine finanziell über Wasser zu halten. Insbesondere Migrantinnen, schwarze Frauen und Transgender-Frauen sind von dieser Gehaltslücke stark betroffen. Aber auch erfolgreiche Frauen verdienen weniger als Männer, je höher ihre Position im Unternehmen ist.

Eigentlich verbietet die Schweiz per Gesetz seit 1995, Frauen beim Lohn zu benachteiligen. Trotzdem starten sie oft mit einem niedrigeren Startgehalt in die Arbeitswelt – die Differenz liegt hier bereits bei 7 %. Und im weiteren Verlauf geht es für sie auch langsamer bergauf.

Gender-Pay-Gap: Was steckt dahinter?

Der Gender Pay Gap, also der Lohnunterschied zwischen den Geschlechtern, zeigt auf, wie hoch der Unterschied im durchschnittlichen Lohn pro Stunde zwischen Frauen und Männern ist. Der Gender Pay Gap teilt sich dabei in den unbereinigten und den bereinigten auf.

Der unbereinigte Gender Pay Gap schaut auf den Unterschied im durchschnittlichen Lohn zwischen Frauen und Männern. Hier zählt nicht nur der Lohn von Vollzeit-Arbeiter:innen, sondern auch von Teilzeit-Jobber:innen, Minijobber:innen, Auszubildenden und Praktikant:innen. Dabei werden Gründe für unterschiedliche Bezahlung ausser Acht gelassen.

Der bereinigte Gender Pay Gap beschreibt hingegen die Differenz im Stundenlohn von Frauen und Männern mit ähnlichen Eigenschaften. Hier werden Aspekte wie Bildungsstand, Beruf, Qualifikation und Arbeitserfahrung berücksichtigt. Er ist meistens kleiner, weil er die genannten Faktoren mit einbezieht.

Ein anhaltendes Phänomen: Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern in der Schweiz

Das Schweizer Bundesamt für Statistik (BFS) nimmt regelmässig Untersuchungen vor, um herauszufinden, wie gross der Unterschied im Gehalt zwischen den Geschlechtern ist. Es handelt sich um eine Art Probe, für die die Daten von rund 3,7 Millionen Menschen herangezogen werden, die in den Bereichen „zweite Wirtschaftsstufe“ und „dritte Wirtschaftsstufe“ arbeiten.

Falls du dich fragst, was diese „Wirtschaftsstufen“ bedeuten:

  • Der „zweite Wirtschaftssektor“ umfasst Jobs, bei denen Dinge hergestellt werden, also Industrie und Produktion.
  • Der „dritte Wirtschaftssektor“ dreht sich um Dienstleistungen, wie zum Beispiel Handel, Bildung, Gesundheitswesen und so weiter.

Zahlen und Fakten zum Gender Pay Gap

Auf dem Schweizer Arbeitsmarkt beträgt der Anteil an Frauen 44 %. In Vollzeit-Stellen erhalten sie im Durchschnitt 6.817 Schweizer Franken brutto pro Monat, während Männer 8.317 Franken abstauben. Der Durchschnittslohn der Frauen ist demnach etwa 18,0 % niedriger als der der Männer.

Für solche Berechnungen hält die Mathematik übrigens noch einen zweiten Massstab bereit: den Median-Lohn. Dieser zeigt an, welcher Wert sich genau in der Mitte befindet – also die Hälfte verdient mehr, die andere Hälfte weniger. Bei den Frauen landet der mittlere Brutto-Monatslohn bei 6.090 Schweizer Franken, bei den Männern sind es etwa 6.921 Franken. Das führt dazu, dass Frauen im Vergleich zu Männern einen Lohnunterschied von 12 % aufweisen, wenn wir uns alleinig den Median angucken.

Lohnunterschiede im öffentlichen und privaten Bereich

Im Bereich der privaten Unternehmen sind 42 % Frauen beschäftigt, während sich der Anteil im öffentlichen Sektor (zu dem Bund, Kantone, Gemeinden usw. zählen) auf 53 % beläuft.

Wie sieht es hier mit den Gehaltsunterschieden aus? Im Durchschnitt verdienen Frauen im privaten Sektor um 19,5 % weniger als Männer. Im öffentlichen Sektor fällt der Unterschied mit 15,1 % etwas kleiner aus. Mit Blick auf den Median sind es im ersten Fall 13,8 %, im zweiten Fall 12,6 %.

Schauen wir nun auf die verschiedenen Wirtschaftsbereiche. In der Branche „Gastgewerbe/Hotels und Restaurants“ ist der Gehaltsunterschied mit 7 % vergleichsweise gering. Danach folgen Bereiche wie „Maschinenbau/Apparatebau“ mit 24 % und „IT und Kommunikation“ mit 23 %. In der „Finanz- und Versicherungsbranche“ beträgt dieser bemerkenswerte 32 %.

Auch in verschiedenen Berufen zeigen sich auffällige Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Männer sind zum Beispiel überproportional häufig in der Industrie und im verarbeitenden Gewerbe tätig. Dagegen sind das Gesundheits- und Sozialwesen (mit 78 % Frauen) sowie der Einzelhandel (mit 67 % Frauen) Bereiche, die von Frauen dominiert werden.

Die Unterschiede in den Gehältern variieren nicht zuletzt nach dem Ort. In der Gegend um den Genfersee verdienen Frauen 12 % weniger, während es in der Zürcher Region ganze 23 % sind.

Kleines Minus, grosse Wirkung: So erklärt sich der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen

Warum dieser Einkommens-Tango? Frauen ergreifen oft Berufe, die weniger grosszügig vergütet werden und arbeiten häufiger in Teilzeit. Zudem erhalten Frauen im Vergleich zu Männern weniger Extra-Zahlungen. Dennoch: 47,8 % der Lohndifferenzen bleiben rätselhaft, gerade im Bereich des Grundgehalts sowie bei älteren und bei verheirateten Frauen.

Wenn es um Führungspositionen geht, sind Frauen definitiv in der Unterzahl. Das ist vielleicht kein Geheimnis, aber es ist definitiv etwas, worüber gesprochen werden muss.

Nicht zuletzt stellt die unbezahlte Arbeit ein grosses Problem dar. Hierbei handelt es sich um all die Zeit, die Frauen in Dinge stecken, die nicht auf ihrer Gehaltsabrechnung auftauchen. Männer widmen sich etwa neun Stunden pro Woche Hausarbeit und Betreuungsaufgaben. Im Vergleich dazu leisten Frauen ganze 22 Stunden – fast vier Stunden pro Tag mehr.

Gläserne Decke und klebrige Böden als Karrierehindernisse

Du als Frau stürzt dich voller Tatendrang in deine berufliche Laufbahn, doch da gibt es eine Kleinigkeit, die du vielleicht übersehen hast. In den typisch männlichen Berufen liegt der Startlohn etwa 200 Franken pro Monat über den typisch weiblichen Berufen. Sogar wenn alles gleich ist – Noten, Aufgabenbereich, soziodemografische Faktoren – zeigen sich Unterschiede. Nicht gerade fair.

Warum der Gender Pay Gap in der Schweiz mehr als nur die Gehälter betrifft

Im Vergleich zu anderen Ländern gibt es in der Schweiz ein paar knifflige Baustellen, die die Wirtschaft ausbremsen. Die ungerechte Bezahlung von Frauen ist da nur der Anfang. Dazu kommen noch Steueranreize, die in die Irre führen, und dann die Kinder- und Angehörigenbetreuung, die entweder fehlt oder richtig ins Geld geht. Das alles sorgt dafür, dass Frauen, obwohl sie top ausgebildet sind, nicht in voller Kraft auf dem Arbeitsmarkt durchstarten können.

Die Mixtur aus unfairer Bezahlung, teuren Betreuungskosten und Steuerdingen sorgt dafür, dass viele Frauen sich entweder ganz oder teilweise aus dem Arbeitsleben zurückziehen. Besonders, wenn es darum geht, eine Familie zu gründen. Oft müssen junge Paare wegen fehlender Betreuungsmöglichkeiten entscheiden, wer von beiden die Arbeitszeit kürzt – und das sind zumeist die Frauen, eben weil der Mann mehr verdient. Ein Teufelskreis.

Obendrein: Wer Vater wird, kriegt oft einen Lohnschub (Väterbonus), während Mütter durchschnittlich weniger verdienen (Müttermalus).

Aber es wird noch besser: Sogar Frauen, die richtig gut verdienen, bekommen eine Portion Ungerechtigkeit ab. Hier gilt die goldene Regel: Je höher die Position, desto grösser der Lohn – und leider auch die Lohnunterschiede. Zum Beispiel dank der berühmten „gläsernen Decke“: Frauen stossen oft an einen Punkt in der Hierarchie, wo es einfach nicht weitergeht. Oder aber sie treten auf die „klebrigen Böden“. Da sie länger auf Beförderungen und Lohnerhöhungen warten, kommen sie auch später in den Genuss von Weiterbildungen, welche die Chancen auf einen Aufstieg und mehr Gehalt erhöhen würden.

Was wird gegen Lohnunterschiede unternommen?

Europa hat ein Auge auf die Gleichstellung geworfen – seit 2019 gilt die „Work-Life-Balance Directive“. Im Kern bedeutet es, dass Länder, die mitmachen, sich dazu verpflichten, die Arbeitszeiten für Männer und Frauen flexibler zu gestalten. Ausserdem legt die Europäische Kommission einen Zahn zu, wenn es darum geht, Frauen in Führungspositionen zu pushen. Auch bestimmte Sektoren werden unter die Lupe genommen. Beispielsweise durch die European Care Strategy, die sich für fairere Löhne im Pflegebereich starkmacht.

Mit dem Gleichstellungsgesetz legte die Schweiz bereits vor Jahrzehnten den Grundstein für Lohngleichheit. Und seit 2020 müssen Unternehmen mit über 100 Mitarbeiter:innen zeigen, dass sie es ernst meinen. Da kommt die „Logib-Analyse“ ins Spiel, die von EBG angeboten wird. Die richtig smarten Unternehmen erhalten sogar das „Fair Compensation-Zertifikat“, wenn sie über die Mindeststandards hinausgehen.

Betriebe im öffentlichen Dienst haben zudem die „Lohngleichheits-Charta“ entworfen, eine Art Schwur für fairere Entlohnung zwischen den Geschlechtern.

Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Warum der Equal Pay Day in der Schweiz so wichtig ist

Der Equal Pay Day (EPD) ist der Tag im Jahr, an dem Frauen endlich dasselbe Geld im Portemonnaie haben wie Männer mit derselben Position und denselben Aufgaben bereits Ende des Vorjahres. Kein Witz! Die Zahlen für diesen Unterschied sind der Lohnstrukturerhebung des Bundes zu entnehmen.

2009 riefen einige Schweizer Powerfrauen den ersten Equal Pay Day ins Leben. An diesem Tag passiert so einiges in Städten quer durch die Schweiz: Du kannst rote Equal Pay Day-Taschen ergattern, an Diskussionen teilnehmen oder bei Strassenaktionen dabei sein – alles, um das Thema Lohngerechtigkeit in die Köpfe zu bringen.

Was du selbst gegen den Gender Pay Gap unternehmen kannst

  1. Wissen ist Macht: Bildung ist der Schlüssel.
    Informiere dich über die Lohnunterschiede in der Schweiz und wie er sich auf dich und deine Mitmenschen auswirkt. Je mehr du weisst, desto besser kannst du das Thema in Gesprächen einbringen und Bewusstsein schaffen.
  2. Fordere Lohntransparenz.
    In vielen Unternehmen ist der Lohn oft ein Geheimnis. Frage offen nach, wie Löhne festgelegt werden und wie die Lohnstruktur aussieht. Transparenz kann ein erster Schritt sein, um Lohngerechtigkeit zu erreichen.
  3. Verhandle deinen Lohn.
    Frauen sind oft zurückhaltender beim Verhandeln von Gehältern. Sei selbstbewusst und selbstsicher, wenn es um deinen Lohn geht. Du verdienst es, fair bezahlt zu werden, also lass keine Scheu zu!
  4. Unterstütze faire Unternehmen.
    Kaufkraft ist Macht. Unterstütze Unternehmen, die sich für Lohngleichheit einsetzen und faire Arbeitsbedingungen bieten. Dein Konsumverhalten kann Unternehmen dazu bringen, ihre Praktiken zu überdenken.
  5. Sei ein Vorbild.
    Zeige anderen, wie wichtig Lohngleichheit ist. Diskutiere das Thema mit deinen Freund:innen, deiner Familie und deinen Kolleg:innen. Je mehr Menschen darüber sprechen, desto schwieriger wird es, es zu ignorieren.
  6. Nutze die sozialen Medien. Sei Botschafter:in.
    Teile Infos über Lohngleichheit in deinen sozialen Medien. Du kannst auf Online-Plattformen Aufmerksamkeit für das Thema erzeugen und andere dazu inspirieren, sich ebenfalls einzusetzen.
  7. Tritt für Frauenförderung ein.
    Stärke Organisationen, die sich für die Förderung von Frauen in der Arbeitswelt einsetzen, den Rücken. Diese können oft mehr erreichen, wenn sie auf breite Unterstützung zählen können.

Und schlussendlich: Lass dich von der Ungerechtigkeit nicht unterkriegen. Deine Fähigkeiten, deine Leidenschaft und deine Entschlossenheit sind stärker als jede Lohnlücke.


FAQ: Lohngleichheit in der Schweiz

Warum verdienen Frauen in der Schweiz weniger als Männer?

Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit oder in Berufen, die schlechter vergütet werden.

Was ist der Gender Pay Gap?

Der Gender Pay Gap beschreibt den Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern. Es gibt den unbereinigten Gender Pay Gap, der den allgemeinen Lohnunterschied zeigt, und den bereinigten Gender Pay Gap, der den Lohnunterschied bei gleichen Voraussetzungen wie Bildung und Berufserfahrung zeigt.

Wie gross ist der Lohnunterschied in der Schweiz?

Laut dem Schweizer Bundesamt für Statistik verdienen Frauen im Durchschnitt 18,0 % weniger als Männer. Bei Betrachtung des Medianlohns beträgt der Unterschied 12 %.

Gibt es Unterschiede zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor?

Ja, im privaten Sektor verdienen Frauen im Durchschnitt 19,5 % weniger als Männer, während es im öffentlichen Sektor 15,1 % sind.

Warum gibt es den Gender Pay Gap?

Es gibt verschiedene Gründe für den Gender Pay Gap. Frauen arbeiten oft in Berufen, die weniger vergütet werden, arbeiten häufiger in Teilzeit und erhalten weniger Extra-Zahlungen. Aber auch Diskriminierung und Stereotypen spielen eine Rolle.

Was wird gegen den Gender Pay Gap unternommen?

Die Schweiz hat bereits in den 1990er Jahren das Gleichstellungsgesetz eingeführt, das Lohndiskriminierung verbietet. Seit 2020 müssen grosse Unternehmen ihre Lohnstrukturen analysieren und nachweisen, dass sie keine Frauen diskriminieren.

Was kann ich selbst gegen den Gender Pay Gap tun?

  • Informiere dich.
  • Fordere Lohntransparenz .
  • Verhandle deinen Lohn aktiv.
  • Unterstütze Unternehmen, die sich für Lohngleichheit einsetzen.
  • Setze dich in sozialen Medien für das Thema ein.
  • Unterstütze Organisationen, die sich für Frauenförderung einsetzen.