Lohn

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Das Lohngespräch – So verdienst du, was du verdienst

Das Lohngespräch ist ein bedeutender Moment im Berufsleben eines jeden Angestellten. Es ist die Gelegenheit, Anerkennung und Wertschätzung für die eigene Leistung zu bekommen und eine angemessene Vergütung zu erzielen. Doch viele Menschen empfinden das Lohngespräch als schwierig. Gerade Berufsanfänger:innen gehen oftmals mit einem unangenehmen Gefühl in ein Gespräch mit dem Arbeitgeber, wenn es darum geht, den Lohn zu verhandeln. 

In diesem Artikel erfährst du, wie du erfolgreich in Lohnverhandlungen eintrittst, eine angemessene Lohnerhöhung erwirkst, die Bedeutung von Nebenleistungen erkennst, den eigenen Marktwert steigerst und schliesslich, welche bewährten Strategien für erfolgreiche Lohngespräche von dir genutzt werden können.

Die Lohnverhandlung

Die Lohnverhandlung ist der Prozess, bei dem Angestellte und Arbeitgeber über die Höhe der Vergütung diskutieren. In der Schweiz sind drei Formen von Arbeitsverträgen üblich: der Gesamtarbeitsvertrag zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbänden (GAV), der vom Bund oder den Kantonen vorgegebene Normalarbeitsvertrag (NAV) und der Einzelarbeitsvertrag, den du als Arbeitnehmer:in mit dem Arbeitgeber individuell aushandelst. Auf diesen hast du persönlich Einfluss und darum geht es in den Verhandlungen über dein Salär.

Gerade im ersten Gespräch über den zukünftigen Lohn werden folgenreiche Weichen gestellt. Das Einstiegsgehalt bestimmt im Grunde dein lebenslanges Einkommen, da zukünftige Erhöhungen darauf fussen. Es ist wichtig, diese Gespräche im Vorfeld sehr gut zu planen, Souveränität zu zeigen und selbstbewusst für die klar durchdachten Forderungen einzutreten. Einige bedeutsame Verhandlungsstrategien und -techniken solltest du kennen und bestenfalls schon einmal getestet haben, bevor du deine:n Vorgesetzte:n zu einem Lohngespräch triffst.

Hier sind einige Tipps zur Lohnverhandlung für dich:

Klare Vorbereitung

Eine gute Vorausplanung ist der Schlüssel zum Erfolg in Lohngesprächen. Sowohl Angestellte als auch Arbeitgeber sollten die notwendigen Informationen vorab zusammengestellt haben. Du hast deine Erfolge und Beiträge zur Organisation sauber dokumentiert. Recherchiere ausserdem die branchenüblichen Gehälter für deine Position, deine berufliche Erfahrung und den Standort sowie die Grösse des Unternehmens, um realistische Erwartungen zu haben.

Selbstbewusstes Auftreten

Selbstbewusstsein spielt eine entscheidende Rolle in Gehaltsverhandlungen. Präsentiere deine Erfolge und Beiträge klar und überzeugend, ohne dabei überheblich oder arrogant zu erscheinen. Betone, wie du zum Unternehmenserfolg beigetragen hast und warum du eine Lohnerhöhung verdienst. Vermeide es, dich zu unterwürfig oder aggressiv zu verhalten, der Ton macht wie in vielen anderen Lebensbereichen auch hier die Musik.

Lohnanpassung statt Lohnerhöhung

Eine klare und offene Kommunikation ist ein entscheidendes Kriterium in Lohngesprächen. Spreche deine Erwartungen deutlich aus, aber höre auch aufmerksam zu, was dein:e Verhandlungsparter:in zu sagen hat. Verständnis für beide Seiten und die Bereitschaft zur Kompromissfindung führen in den allermeisten Fällen zu erfolgreichen Ergebnissen. Manchmal können auch Kleinigkeiten und psychologische Tricks einen positiven Effekt für dich als Angestellte:n haben. Frage in der Verhandlung zum Beispiel nicht nach einer Lohnerhöhung, sondern besser nach einer Lohnanpassung. Eine Anpassung legt nahe, dass dein Verdienst bisher nicht korrekt war, während bei einer Erhöhung dein:e Chef:in in erster Linie steigende Kosten im Hinterkopf hat.

BATNA oder der Plan B

Du solltest dir vor dem Gespräch mit dem Arbeitgeber ausreichend Gedanken dazu gemacht haben, was passiert, wenn du deine Forderungen nicht durchsetzen kannst. Dazu dient dir dein individuelles BATNA. BATNA steht für „Best Alternative To a Negotiated Agreement“ und bezeichnet eine Alternativoption, falls es bei einer Verhandlung nicht zu einer direkten Einigung kommt. Diese Möglichkeit solltest du immer im Hinterkopf haben und darüber nachdenken, mit welchen Kompromissen du leben kannst, die dir dein:e Verhandlungspartner:in anbietet. Werde dir aber auch darüber im Klaren, wann du die Verhandlungen besser abbrechen solltest. Falls eine von dir definierte Lohnuntergrenze unterschritten wird oder der Arbeitgeber in keiner Weise zu Kompromissen bereit ist, könnte eine Beendigung des Gesprächs die beste Alternative sein.

Vermeidung von Fehlern

Die Androhung einer Kündigung bei einer ersten Ablehnung deiner Lohnforderung wäre ein völlig falsches Signal für künftige Gespräche. Die Begründung einer Forderung mit privaten Argumenten wie beispielsweise einer teuren Anschaffung ist ebenfalls verkehrt, da es bei deiner Anstellung ausschliesslich um deinen Wert für das Unternehmen geht. 

Die Lohnerhöhung

Der Wunsch nach mehr Lohn ist ein wichtiges und vollkommen legitimes Ziel vieler Angestellter. Das ist auch deinem Arbeitgeber bewusst. Aber wie viel mehr Salär kannst du verlangen und realistischerweise erwarten? Es gibt einige Faustregeln, die du kennen solltest – selbst wenn in deinem speziellen Einsatzbereich andere Zahlen relevant sind. So kannst du beispielsweise ungefähr eine Erhöhung deines Gehalts um 3 bis 5 Prozent fordern, wenn die letzte Gehaltserhöhung ein Jahr zurückliegt. 5 bis 7 Prozent sind für dich drin, wenn du neue Aufgaben übernommen hast, die mit einer grösseren Verantwortung verbunden sind. Einen Aufschlag von 10 bis 15 Prozent kannst du für den Fall einer Beförderung anstreben. Bei einem Arbeitgeberwechsel ist meist sogar noch mehr herauszuholen.

Um in einem Gespräch mit dem Arbeitgeber eine angemessene Erhöhung deines Gehalts zu erzielen, achte besonders auf folgende Kriterien:

Nachweis der Leistung

Bevor du über eine Lohnerhöhung verhandelst, solltest du deine Leistungen, die du individuell oder in Zusammenarbeit mit dem Team erreicht hast, genauestens kennen. Zeige auf, wie du das Unternehmen vorangebracht hast, welche Projekte du erfolgreich abgeschlossen hast und welche positiven Auswirkungen deine Arbeit hatte. Gern kannst du deine Arbeiten in einer Leistungsmappe zusammentragen und zum Gespräch mitnehmen. Wenn dein:e Chef:in deine Erfolge direkt vor sich sieht, kann dies eine grosse Argumentationshilfe sein. Benutze dafür auch Statistiken und Diagramme, die schnell und einfach verständlich sind.

Alleinstellungsmerkmale (USPs)

Versetze dich vor der Gehaltsverhandlung in die Position des Arbeitgebers und versuche, deine spezifische Leistung durch die Brille des Unternehmens zu sehen. Was macht gerade dich besonders wertvoll für den Firmenerfolg? Welches sind deine individuellen Fähigkeiten und Erfahrungen, die nur du in die Organisation einbringst und die dich von deinen Kollegen abheben? Diese Alleinstellungsmerkmale, auf Englisch unique selling points (USPs), sind starke Argumente für deinen Wunsch nach einem höheren Lohn.

Richtiges Timing

Der richtige Zeitpunkt für die Anfrage einer Lohnerhöhung ist oftmals von entscheidender Bedeutung. Nutze das passende Momentum für deinen vorgetragenen Wunsch nach mehr Lohn. Idealerweise suchst du das Gespräch nach dem Abschluss einer gelungenen Massnahme oder wenn das Unternehmen insgesamt positive Ergebnisse zu verzeichnen hat. Vermeide es nach Möglichkeit, während wirtschaftlich schwieriger Zeiten nach einer Erhöhung deines Lohns zu fragen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Für deine Verhandlungsposition über eine Erhöhung deines Lohns solltest du die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kennen. Befindet sich die Ökonomie in der Schweiz gerade in einer Rezession oder in einer Boomphase? Wie hoch ist die Arbeitslosenquote speziell in deinem beruflichen Umfeld? Welche weiteren Daten sind für deinen Arbeitsplatz relevant? Generell waren die letzten zehn Jahre in der Schweiz von einer Lohnzurückhaltung geprägt, die Steigerung der Effektivlöhne betrug zwischen Null und einem Prozent. Das heisst aber nicht, dass es in einzelnen Branchen nicht durchaus beachtliche Lohnerhöhungen gab. Vor allem in einzelnen Sparten des Dienstleistungssektors und im Baugewerbe gab es eine teilweise deutliche Anhebung. Mache dir diese Informationen zunutze. Denke auch an die Inflationsrate, die augenblicklich in der Schweiz sehr hoch ist. Um einen Reallohnverlust zu vermeiden, sollte deine Lohnforderung dementsprechend höher ausfallen als zu Zeiten einer niedrigen Inflation. Zugutekommt dir bei deiner Verhandlungsposition auch der Mangel an Arbeitskräften, der in vielen wirtschaftlichen Sektoren zum Tragen kommt.

Die Nebenleistungen

Neben dem Grundgehalt sind Nebenleistungen ein wichtiger Bestandteil des Gesamtpakets. Du erweiterst dein Repertoire an Verhandlungsstrategien enorm, wenn du diese freiwilligen Zusatzleistungen des Arbeitgebers mit einbeziehst. Vielleicht wirst du dir mit deinem Arbeitgeber nicht direkt über die monetäre Komponente deiner Forderung einig. Gerade dann kommen die Lohnnebenleistungen ins Spiel, die eine gute Basis für einen möglichen Kompromiss in den Verhandlungen liefern können. Hierzu zählen zum Beispiel Boni, Benefits, Anpassungsfähigkeit der Arbeitszeiten, Urlaubstage und vieles weitere mehr:

Boni und Zusatzleistungen

Verhandle nicht nur über eine Gehaltserhöhung, sondern denke auch über Boni oder andere Zusatzleistungen nach. Ein leistungsabhängiger Bonus kann eine gute Möglichkeit sein, zusätzliche Anerkennung für deine Arbeit zu erhalten. Weitere Leistungen wie eine Gesundheitsvorsorge, die betriebliche Altersvorsorge oder verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten sind häufig ebenfalls übliche Verhandlungspunkte.

Fringe Benefits

Hast du schon einmal von Fringe Benefits gehört? Dies ist sicherlich ein Modell der Zusatzleistungen vonseiten des Arbeitgebers, dem die Zukunft gehört. Zu diesen Lohnnebenleistungen können je nach Offenheit des Unternehmens eine breite Palette von Gratifikationen und unentgeltlichen Vergünstigungen gehören. Beispiele dafür sind ein Geschäftsauto, ein Gratis-GA für die SBB, Aktienoptionen, Beiträge für die Kinderbetreuung und viele weitere Lohnnebenleistungen mehr. Beziehe die Fringe Benefits unbedingt in deine Verhandlungsstrategie mit ein.

Flexibilität

Flexibilität bei Arbeitszeit und Arbeitsort gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wenn es für deine Position möglich ist, frage nach Optionen wie Teilzeitarbeit, Remote-Arbeit oder einer offenen Gestaltung deiner Arbeitszeit. Diese Variabilität kann deine Work-Life-Balance verbessern und die Zufriedenheit am Arbeitsplatz enorm anheben.

So steigerst du deinen Marktwert

Um in Lohnverhandlungen erfolgreich zu sein, ist es wichtig, deinen Marktwert zunächst einmal zu kennen und darauf aufbauend sukzessive zu vergrössern. Hier sind einige Schritte, die du zur Steigerung deines Marktwertes unternehmen kannst:

Fortbildung und Weiterentwicklung

Investiere in jedem Fall in deine berufliche Weiterentwicklung. Nimm an Schulungen, Kursen oder Konferenzen teil, um deine Fähigkeiten und Kenntnisse zu erweitern. Ein breiteres Spektrum an Kompetenzen macht dich für jeden Arbeitgeber wertvoller.

Netzwerken

Pflege deine beruflichen Beziehungen und baue dein berufliches Netzwerk immer weiter aus. Kontakte können nicht nur bei der Jobsuche, sondern auch bei der Einschätzung deines Marktwerts hilfreich sein. Mit einem umfangreichen Netz an geschäftlichen Verbindungen sind auch Informationen über Gehälter, Trends und Anforderungen viel leichter zugänglich.

Projekterfahrung

Sammle möglichst vielfältige Projekterfahrungen. Das Arbeiten an verschiedenen Aufgaben und in unterschiedlichen Teams erweitert deine Fähigkeiten und steigert deine Attraktivität für den aktuellen oder zukünftigen Arbeitgeber.

Strategien für erfolgreiche Lohnverhandlungen: 5 Tipps

  1. Recherchiere im Vorfeld der Verhandlungen!
    Informiere dich über Löhne in deiner Branche, deiner Position und Region, um realistische Erwartungen für dein Lohngespräch zu haben.
  2. Präsentiere deine Erfolge!
    Betone, an welchen Stellen deine Arbeit das Unternehmen vorangebracht hat. Nutze konkrete Beispiele, um deine bisherige Leistung zu unterstreichen.
  3. Zeige Flexibilität!
    Neben dem Salär können Zusatzleistungen, Boni oder flexible Arbeitsbedingungen ein wichtiger Teil des Verhandlungspakets sein.
  4. Bleibe immer respektvoll!
    Tritt in Lohnverhandlungen selbstbewusst, aber höflich auf. Eine positive Kommunikation trägt häufig zu einem guten Abschluss bei.
  5. Biete Kompromissbereitschaft an!
    Sei offen für Angebote deines Arbeitgebers. Nur selten werden erste Forderungen des Arbeitnehmers direkt erfüllt.

 

Im Lohngespräch hast du die Möglichkeit, deine eigene Arbeit und eingebrachte Leistung für das Unternehmen darzustellen und im Gegenzug eine angemessene Erhöhung deines Lohns zu erhalten. Mit einer klaren Vorbereitung, einem selbstbewussten Auftreten und der Bereitschaft, auf Augenhöhe zu kommunizieren, treten Angestellte erfolgreich in Lohnverhandlungen ein. Neben dem Grundgehalt sind auch Nebenleistungen und die Steigerung des eigenen Marktwerts wichtige Aspekte, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Denke daran, dass erfolgreiche Gehaltsverhandlungen auf gegenseitigem Verständnis und Kompromissbereitschaft basieren. Wenn du diese Punkte beherzigst, kannst du ganz entspannt in das Gespräch mit deinem Arbeitgeber gehen und auf einen gebührenden Lohnzuwachs hoffen.


FAQ: Erfolgreich im Lohngespräch

Warum sind Lohngespräche so wichtig?
Lohngespräche bieten dir die Chance, Anerkennung und Wertschätzung für deine Leistung zu erhalten und eine angemessene Vergütung zu erzielen. Es ist der Moment, in dem du deinen Wert für das Unternehmen unter Beweis stellst.

Wie bereite ich mich am besten auf ein Lohngespräch vor?
Recherchiere branchenübliche Gehälter, dokumentiere deine Erfolge und Beiträge zum Unternehmen und tritt selbstbewusst auf. Eine klare Vorbereitung ist der Schlüssel zum Erfolg.

Was sollte ich während des Gesprächs beachten?
Kommuniziere klar und offen, zeige Verständnis für beide Seiten und sei bereit zu Kompromissen. Taktiken wie das Fragen nach einer „Lohnanpassung“ statt einer „Lohnerhöhung“ können hilfreich sein.

Was ist BATNA?
BATNA steht für „Best Alternative To a Negotiated Agreement“. Es ist dein Plan B, falls die Verhandlungen nicht zu deinem gewünschten Ergebnis führen. Hier kannst du Alternativoptionen anbieten und auf diese Weise Benefits für dich verhandeln.

Wie kann ich meinen Marktwert steigern?
Investiere in Weiterbildungen, pflege dein berufliches Netzwerk, sammle vielfältige Projekterfahrungen und betone deine Alleinstellungsmerkmale.

Was sind Nebenleistungen und warum sind sie wichtig?
Nebenleistungen sind zusätzliche Vorteile, die über das Grundgehalt hinausgehen, wie Boni, Benefits oder flexible Arbeitszeiten. Sie können in Lohnverhandlungen als Kompromiss dienen.

Welche Fehler sollte ich in Lohngesprächen vermeiden?
Vermeide Drohungen, private Begründungen für Lohnforderungen oder Vergleiche mit Kollegen. Konzentriere dich auf deinen Wert für das Unternehmen.

Wann ist der beste Zeitpunkt, um eine Lohnerhöhung zu fordern?
Idealerweise nach dem Abschluss eines erfolgreichen Projekts oder wenn das Unternehmen positive Ergebnisse verzeichnet. Vermeide es, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten nach einer Erhöhung zu fragen.

Was sollte ich tun, wenn meine Lohnforderungen abgelehnt werden?
Betrachte Alternativen wie Nebenleistungen oder Boni. Wenn keine Einigung erzielt wird, überlege dir, ob es Zeit für einen Jobwechsel oder eine andere Strategie ist.