Lohn

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Einstiegslohn und wie er das Einkommen auf deiem Karriereweg beeinflusst

Über Geld spricht man nicht, da sind sich viele einig. Aber aufgepasst: Das Schweigen beim Einstiegslohn kann dich später einmal teuer zu stehen kommen. Hättest du gedacht, dass dein Einstiegslohn grossen Einfluss auf dein lebenslanges Einkommen nimmt? Nun, wir erklären es dir.

Einstiegslohn und lebenslanges Einkommen: Zwei enge Verwandte

Stell dir vor, du sitzt im Bewerbungsgespräch. Du bist aufgeregt. Es geht um den ersten richtigen Job. Da willst du natürlich einen guten Eindruck hinterlassen. Und dann, ganz plötzlich kommt sie die Frage: «Was stellen Sie sich finanziell vor?“ Du bist überrumpelt. Irgendwie unangenehm, nächste Frage bitte. Du zögerst. Und während du noch nach den richtigen Worten suchst, macht dir der oder die Personaler:in ein Angebot. Super, passt perfekt. Für den Einstieg ist das gar nicht schlecht. Steigern kannst du dich später immer noch. Dankbar nimmst du den Vorschlag an. Und jetzt bitte Themenwechsel.

Genau so ergeht es vielen Berufsanfänger:innen. Anfangs spielt der Einstiegslohn oft eine Nebenrolle – Hauptsache, du bekommst den Job. Doch der Schein trügt. Viele Berufseinsteiger:innen unterschätzen nämlich das erste Salär. Tatsächlich wirkt es sich nachweislich auf die spätere Lohnentwicklung aus.

Der Grund: Im Regelfall orientiert sich jede Lohnerhöhung prozentual an deinem aktuellen Lohn. Umso wichtiger ist das Einstiegssalär. Massgeblich bestimmt es deine finanzielle Entwicklung mit. Je höher dein Einstiegssalär, desto lukrativer die Lohnentwicklung.

Meist darfst du pro Lohnerhöhung 10 bis 15 Prozent mehr erwarten. Bei einem Unternehmenswechsel ist es ähnlich. Auch hier gehen die Personaler:innen im Normalfall vom aktuellen Lohn aus. Mit ein klein wenig Verhandlungsgeschick und Feingefühl sind manchmal sogar bis zu 20 Prozent mehr Lohn drin.

Fassen wir zusammen: Nahezu jede Lohnerhöhung, sei es im selben Unternehmen oder beim Unternehmenswechsel, nimmt Bezug auf dein Einstiegssalär. So bremst ein niedriges Einstiegssalär zwangsläufig deine Lohnentwicklung. Du bekommst automatisch weniger als dein:e wagemutigere:r Kolleg:in, der oder die beim Bewerbungsgespräch einen attraktiven Lohn ausgehandelt hat. Nicht ohne Grund sind Lohnverhandlungen beim Berufseinstieg von grösster Bedeutung für deine Karriere. Verhandeln lohnt sich.

Einstiegslohn verhandeln: So hilfst du der Lohnentwicklung auf die Sprünge

Den ersten Schritt machen

Warte nicht, bis dir die Personaler:in das erste Lohnangebot macht. Komm ihr zuvor. Denn wer die Lohnverhandlung eröffnet, hat die besseren Karten. Das ist sogar psychologisch erwiesen. Hast du schon mal etwas vom Anker-Effekt gehört? Bei diesem Phänomen können die Gesprächspartner:innen den Wert einer Sache nur schwer einschätzen. Es gibt keine konkreten Anhaltspunkte. Denn wer kann schon den Wert deiner Arbeit bestimmen? So klammern sie sich bereitwillig an den ersten Wert, der ihnen zu Ohren kommt. Und das ist in diesem Fall dein Lohnangebot. Also nur keine falsche Bescheidenheit. Nenne selbstbewusst deinen Preis.

Das Salär in Relation setzen

Es ist kein Geheimnis: In jeder Lohnverhandlung wird dich der oder die Personaler:in herunterhandeln wollen. Nicht umsonst schlagen viele Bewerber:innen bewusst etwas auf ihr Wunschgehalt drauf. So fallen sie im Laufe der Verhandlungen bequem auf das erhoffte Angebot zurück. Das denken sie zumindest. Die Realität aber sieht oft anders aus. Nicht selten schiessen sie über das Ziel hinaus und müssen sich mit einem niedrigeren Einstiegssalär begnügen. Die bessere Strategie: Setze deinen Wunschlohn immer in Relation zu einer höheren Zahl.

Zum Beispiel: Zu Beginn der Gehaltsverhandlung merkst du an, dass Fachkräfte in deiner Position in deiner Branche durchschnittlich 78.000 CHF pro Jahr verdienen. Danach teilst du dein Wunschgehalt mit: «Ich persönlich finde ein Gehalt von 74.500 CHF pro Jahr für meine Qualifikationen angemessen.» Zugegeben: Die 74.400 CHF klingen für die Personaler:in schon deutlich freundlicher. Du wirkst bescheiden. Das kommt gut an. Schliesslich bist du bereits einen Kompromiss eingegangen. Mit welchen Argumenten könnte man dich jetzt noch auf 70.000 CHF drücken?

Das erste Angebot darf nicht das letzte sein

Lass dich nie auf das erste Gegenangebot ein. Es ist nie das Beste. Da ist noch Luft nach oben. Das hat die Personaler:in soeben bewiesen. Ansonsten hätte sie dir erst gar kein Angebot unterbreitet. Am besten wiederholst du einfach die Zahl, setzt einen erschrockenen Gesichtsausdruck auf und schweigst eine Weile. So bringst du deinen Unmut zum Ausdruck.

Eine krumme Zahl nennen

Präzise Zahlen wirken in Gehaltsverhandlungen Wunder. Zum Beispiel: 83.950 CHF wirkt deutlich kompetenter als 84.000 CHF. Das kann Sozialpsychologe David Loschelder von der Universität des Saarlandes nur bestätigen. «Eine krumme Zahl wirkt gut vorbereitet und überzeugend.» Die Bewerber:in weiss genau, was ihre Arbeit wert ist – auf den Franken genau. Da bleibt nicht viel psychologischer Verhandlungsspielraum übrig.

Ja-Laune verbreiten

Bring die Personaler:in in Ja-Laune. Sprich: Entlocke ihr so viele “Jas“ wie möglich. Am besten mit harmlosen Fragen, auf die man nur mit «Ja» antworten kann. Zum Beispiel: «Hatten Sie einen schönen Urlaub?», «Könnte ich ein Glas Wasser bekommen?» oder «Kaum zu glauben, wie schnell das Jahr vergeht?». Denn genau mit diesen Ja-Fragen stimmst du dein Gegenüber auf ein «Ja» bei der Lohnverhandlung ein.

Selbstbewusstsein bitte

Gerade Berufseinsteiger:innen treten schüchtern und defensiv in die Lohnverhandlung. Zurückhaltende Sätze wie «Das ist mir jetzt etwas unangenehm, aber ich hätte gerne mehr Lohn», sind gang und gäbe. Doch sie haben im Vorstellungsgespräch keinen Platz. Hier ist Selbstbewusstsein gefragt. Denn du bittest nicht um Almosen. Du verhandelst um den Wert deiner Arbeitsleistung. Und diesen Wert darfst du kennen und nennen. So hat der Konjunktiv nichts in der Gehaltsverhandlung zu suchen. Verhandele nur im Präsens – «Ich finde» anstatt «Ich fände

Pausen einlegen

Berufseinsteiger:innen haben panische Angst vor Stille. Lange Gesprächspausen sind ihnen unangenehm. So reden sie sich oft um Kopf und Kragen – gerade bei der Lohnverhandlung. Doch der Redefluss ist kontraproduktiv. Er signalisiert Unsicherheit und Nervosität. Du scheinst dir deinem Arbeitswert nicht bewusst. Warum legst du nicht stattdessen rhetorische Pausen ein? Nach «Ich stelle mir 79.560 CHF im Jahr vor» schweigst du kurz. So verleihst du deiner Forderung Nachdruck und betonst deine Entschlossenheit. Du bist dir deiner Sache sicher.».

Die Spiegeltechnik nutzen

Sind zwei Menschen auf einer Wellenlänge, passen sie einander ihre Körpersprache an. Expert:innen sprechen vom Spiegeleffekt. Und genau diesen Spiegeleffekt machst du dir bei der Gehaltsverhandlung für deinen Einstiegslohn zunutze. 

Wie? Analysiere das Verhalten und die Wortwahl deines Gegenübers und spiegle sie langsam wider. Aber Vorsicht: Zu viel des Guten darf es auch nicht sein. Pantomime sind unerwünscht. Passe dich sanft und natürlich deinen Gesprächspartner:innen an. Der positive Effekt: Sie gewinnen Vertrauen und lassen sich schneller zu finanziellen Zugeständnissen hinreissen. 10 Prozent mehr Einstiegslohn? Na gut, warum nicht?

Clever kontern

Führungskräfte und Personaler:innen sind Meister:innen im Kontern. Mit gut überlegten Killerphrasen nehmen sie deinen Lohnwünschen den Wind aus den Segeln. Lass dich davon nicht in die Enge treiben. Im Gegenteil: Lerne, zu kontern. Bereite dich zu Hause auf diese Killerphrasen vor und lege dir clevere Gegenargumente zurecht.

Wie wäre es mit einem kleinen Beispiel? Die Personaler:in kommt auf die schleppende wirtschaftliche Lage zu sprechen. «Es tut mir leid, unsere finanzielle Lage lässt dies aktuell nicht zu.» Darauf bist du natürlich vorbereitet. Dein Konter: «Und genau das möchte ich mit meinen Qualifikationen XYZ ändern.» Du wirkst schlagkräftig und selbstbewusst. Das kommt gut beim Gegenüber an. Es baut Vertrauen zu dir auf.

Die Lohnentwicklung vorantreiben: So gelingt’s

Nicht nur bei der Verhandlung über das Einstiegssalär ist Fingerspitzengefühl gefragt. Auch bei der Gehaltsentwicklung zahlt sich Raffinesse aus. Mit diesen Tipps und Tricks holst du mehr für dich heraus.

Mach von dir reden

Kein Zweifel: Mit wenig Berufserfahrung in der Tasche haben Einsteiger:innen leider nicht immer die freie Unternehmenswahl. Umso mehr schrumpft ihr Job-Pool. So wird es anfangs meist nicht der zahlungskräftige Riese der Branche, der dir ein Traumgehalt in Aussicht stellt. Doch kein Grund zur Sorge: Auch in kleineren Betrieben mit kleinerem Lohn kannst du im Laufe der Zeit auf die berufliche Überholspur wechseln. Schon in den ersten Wochen fängst du mit der Vorarbeit an. Wie? Ganz einfach: Vom ersten Tag an hältst du deine Führungskräfte über deine Leistungen auf dem Laufenden. Regelmässig informierst du sie über deine Fortschritte und Errungenschaften für das Unternehmen. 

Keine Angst: Das bedeutet jetzt nicht, dass du dich vor deiner Chef:in pausenlos selbst loben sollst. Stattdessen präsentierst du regelmässig deine Beiträge – und zwar authentisch und sachlich. Zum Beispiel: In Meetings betonst du Zwischenerfolge und zufriedene Kundschaften. Regelmässige Berichte zum Projektfortschritt machen sich genauso gut. Du wirst sehen: Spätestens bei der nächsten Lohnverhandlung macht sich die Vorarbeit bezahlt.

Wie wichtig die Sichtbarkeit der eigenen Leistung wirklich ist, verdeutlicht Harvey Coleman. Erst kürzlich untersuchte der Forscher die drei Erfolgskomponenten bei Beförderungen und Lohnverhandlungen, nämlich Leistung, Sympathie und Sichtbarkeit. Das Ergebnis: Die Leistung selbst macht nur 10 Prozent aus, die Sympathie immerhin 30 Prozent. Das Wichtigste aber ist die Sichtbarkeit. Sie beträgt stolze 60 Prozent. So gilt sie zweifelsohne als der stärkste Taktgeber bei finanziellen Berufsfragen. Denn nur, wer gesehen wird, wird auch gehört.

Berufserfahrung sammeln

Verhandlungsgeschick und Fleiss sind längst nicht die einzigen Motoren in der Lohnentwicklung. Auch die Berufserfahrung spielt eine Hauptrolle. Denn je mehr Berufserfahrung du vorzuweisen hast, desto höher deine Verhandlungschancen. Die Faustregel: Im Schnitt machen sich alle fünf Jahre Berufserfahrung auf deinem Konto bemerkbar. So darfst du spätestens nach fünf Jahren im Job guten Gewissens nach einer Lohnverhandlung verlangen.

Betriebsgrösse, Standort, Tarif

Deine Lohnentwicklung hängt ebenso von der Grösse des Unternehmens ab. Die goldene Regel: Je grösser das Unternehmen, desto höher das Einstiegssalär. Und je höher das Einstiegssalär, desto besser die Lohnentwicklung. Der Standort des Unternehmens ist auch nicht zu unterschätzen. In grossen Schweizer Metropolen wie Zürich, Bern oder Basel darfst du in der Regel mehr erwarten als in kleinen ländlichen Regionen. Und dann wären da natürlich noch die tarifrechtlichen Regelungen. Sprich: Lohnsprünge sind tariflich festgelegt. Erreichst du einen bestimmten Erfahrungswert, rutschst du automatisch in die nächste Stufe.

Überstunden und Arbeitszeit

Aktuelle Studien liefern den Beweis: Berufseinsteiger:innen, die zu Beginn ihrer Karriere mehr Arbeit leisten, haben am Ende des Monats mehr Franken im Portemonnaie. Zudem dürfen sie mit einer schnelleren Lohnentwicklung rechnen. Der Grund: Faire Unternehmen lassen Überstunden nicht unbezahlt. Bereitwillig vergüten sie die Mehrarbeit. Zugleich steigen die Mitarbeiter:innen in der Gunst der Führungsetage. Verliere dabei die Work-Life-Balance nicht aus den Augen.

Bilde dich weiter

Fortbildungen beflügeln die Karriere. Führungskräfte und Personaler:innen achten nicht nur auf die bereits vorhandenen beruflichen Qualifikationen. Ihnen geht es auch um die Bereitschaft, sich weiterzubilden. So bekräftigt es eine aktuelle Studie der Studiengemeinschaft Darmstadt (SGD). 300 Personalentscheider:innen nahmen an der Umfrage teil. Das Ergebnis ist eindeutig: 88 Prozent halten berufliche Weiterbildungen für den Schlüssel zum Aufstieg und für den Grundstein für mehr Verantwortung im Job. 80 Prozent sind sogar überzeugt, dass Fortbildungen der Gehaltsentwicklung in die Hände spielen.

Doch Achtung: Wer nach der Fortbildung sofort eine Lohnerhöhung erwartet, geht oft mit leeren Händen aus den Verhandlungen. Weiterbildungen und Zusatzqualifikationen machen sich meist nicht sofort auf dem Lohnzettel bemerkbar. Stattdessen folgen sukzessive Lohnerhöhungen. Sprich: Die neu erworbenen Kompetenzen machen sich langsam und langfristig bezahlt. Du erhöhst deinen Marktwert und sicherst dir so das Ticket in neue, besser bezahlte Positionen.

Gute Nachrichten: Die Kosten für die beruflichen Fortbildungen musst du nicht immer aus der eigenen Tasche bezahlen. Viele Unternehmen beteiligen sich oder übernehmen die Kosten sogar komplett. Denn gut ausgebildete Mitarbeiter:innen mit attraktiven Zusatzqualifikationen sind auch in ihrem Interesse. Alles, was dem Betrieb dient, wird gerne unterstützt.

 

Überblick über Einstiegslöhne in der Schweiz 

Ingenieurwesen, IT, Technik, Naturwissenschaften 

Handel, Vertrieb & Logistik 

Management, Finanzen & Beratung 

Dienstleistungen & Freiberufe 

Gesundheit & Soziales  

Handwerk 

Öffentlicher Dienst 


FAQ: Einstiegslohn und lebenslanges Einkommen

Warum ist der Einstiegslohn so wichtig?

Dein Einstiegslohn hat einen erheblichen Einfluss auf deine zukünftige Lohnentwicklung. Jede Lohnerhöhung orientiert sich in der Regel prozentual an deinem aktuellen Lohn. Ein höheres Einstiegssalär führt daher zu einer lukrativeren Lohnentwicklung.

Wie kann ich mein Einstiegssalär effektiv verhandeln?

  • Eröffne die Lohnverhandlung selbst.
  • Setze deinen Wunschlohn immer in Relation zu einer höheren Zahl.
  • Lass dich nicht sofort auf das erste Gegenangebot ein.
  • Präzise Zahlen wirken kompetenter.
  • Tritt selbstbewusst auf und vermeide unsichere Formulierungen.
  • Nutze rhetorische Pausen, um deiner Forderung Nachdruck zu verleihen.
  • Passe deine Körpersprache und Wortwahl an dein Gegenüber an.
  •  Sei auf Killerphrasen vorbereitet und habe Gegenargumente parat.

Wie kann ich meine Lohnentwicklung vorantreiben?

  • Halte deine Führungskräfte über deine Leistungen auf dem Laufenden.
  •  Mehr Berufserfahrung führt oft zu besseren Verhandlungschancen.
  • Betriebsgrösse, Standort, Tarif können deinen Lohn beeinflussen.
  • Fortbildungen können deine Karriere und Lohnentwicklung beflügeln.