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Humor im Bewerbungsgespräch – eine gute oder schlechte Idee?

Lächeln in einem Vorstellungsgespräch wirkt sympathisch – aber gilt das auch fürs Lachen? Ist der Kontext eines Bewerbungsgesprächs für Humor geeignet? Der Einsatz von Humor verlangt viel Fingerspitzengefühl, um die richtige Art und Dosis für deinen Gegenüber zu treffen. Wir zeigen dir, worauf du beim Interview besonders achten solltest und geben dir wertvolle Tipps an die Hand.

Gastautor Sébastien Fouquet

Bei einem Bewerbungsgespräch erwartet der oder die Personalverantwortliche vom Bewerbenden, dass er/sie zeigt, wie seine Verhaltens- und Berufskompetenzen den Anforderungen der Stelle entsprechen. Wenn du diese Erwartungen erfüllst und dabei subtil mit Humor umgehst, kann dies eine Wunderwaffe sein, mit der du dein gegenüber für dich gewinnen kannst. Umgekehrt kann ein „schlechter“ Witz die sich bewerbende Person für die Stelle disqualifizieren.

Bewerbende, die einen Witz vorbereiten, der sich dann vielleicht auch noch auf die Firma bezieht, haben schlechte Chancen. Denn in einem solchen Fall fehlt es an Natürlichkeit und Spontaneität. Um einen Witz oder eine Anekdote in einem Vorstellungsgespräch zu erzählen, solltest du dich in der Situation sicher genug gefühlt, um dem Personalverantwortlichen mit Humor zu antworten.

Wie kann man Humor richtig einsetzen?

Du bist dafür bekannt, dass du einen scharfen Verstand hast, schlagfertig bist und unter allen Umständen für gute Stimmung sorgen kannst? Es wäre bedauerlich, wenn du diese Eigenschaften bei deinem zukünftigen Arbeitgeber nicht hervorheben würdest. Aber achte dabei auf deinen Gegenüber! Humor ist etwas ziemlich Persönliches und nicht alle lachen über die gleichen Witze oder nicht zur gleichen Zeit. Es ist daher empfehlenswert, sich die Zeit zu nehmen, das Profil deiner Gesprächspartnerin oder deines Gesprächspartners zu studieren, bevor du es mit Humor versuchst.

– Auf welche Weise leitet dein Gegenüber das Gespräch?

– Ist die Atmosphäre angespannt oder angenehm?

– In welchem Tonfall spricht die interviewende Person mit dir?

Nach 10 bis 15 Minuten Beobachtung wirst du wahrscheinlich in der Lage sein, zu erkennen, ob dein*e Gesprächspartner*in empfänglich für eine Prise Humor ist oder nicht. Wenn du denkst, dass er/sie einen Witz vielleicht eher nicht mag, dann gehe kein Risiko ein und hebe dir deine Wortspiele für die Kaffeepausen mit deinen zukünftigen Kolleg*innen auf.

Wie kann man Humor im Bewerbungsgespräch einsetzen?

  • Effektives Timing: Ein spontaner und wirkungsvoller Humor ist ein Zeichen von Intelligenz und kann durchaus geschätzt werden. Aber übertreibe es nicht. Du bist in einem Bewerbungsgespräch, bei dem viel auf dem Spiel steht, und du einen positiven Eindruck machen möchtest. Es geht nicht darum, in einen zu lockeren Ton zu verfallen. Du solltest den Personalverantwortlichen mit deinen scharfsinnigen Beiträgen beeindrucken, aber gleichzeitig spontan und moderat bleiben.
  • Vermeide bestimmte Themen: In einem Unternehmen gibt es Themen, die sensibler sind als andere. Du solltest auch darauf achten, keinen Witz über etwas zu machen, das deinem Gegenüber wichtig sein könnte. Es ist sinnvoller, einen humorvollen Einwurf zu einem Thema zu machen, das mit dem Gespräch in Verbindung steht und möglichst deine Kompetenzen hervorheben kann. Du kannst z. B. auf eine Frage mit einer lustigen Anekdote antworten, die du bei einer früheren Berufserfahrung erlebt hast.
  • Achte auf die Stimmung deines Gegenübers: In einer stressigen Situation neigt man dazu, sich auf sich selbst zu konzentrieren und nicht mehr ausreichend auf andere zu hören. Humor ist jedoch auf Austausch und Gegenseitigkeit angewiesen. In der Regel macht man einen Witz nicht, um sich selbst zum Lachen zu bringen. Es ist daher auch für dich empfehlenswert, aufmerksam und empfänglich für humorvolle Bemerkungen zu sein, die die/der Personalverantwortliche eventuell machen könnte. Auch deine Reaktion darauf ist wichtig und gibt euch die Chance, für ein verbindendes Lachen.

Humor bei der Bewerbung einsetzen, um sich von der Masse abzuheben

Was wäre, wenn dein Sinn für Humor es dir ermöglichen würde, deine Persönlichkeit zu betonen und sich von anderen Bewerbenden abzuheben? Wenn du Humor einsetzt, zeigst du:

  • Sympathie: Versetze dich kurz in die Lage der/des Personalverantwortlichen. Würdest du in deinem Unternehmen lieber eine fröhliche Person einstellen, die eine angenehme Atmosphäre in dein Team bringt, oder eine verschlossene Person?
  • Gelassenheit: Wenn du während des Vorstellungsgesprächs Humor zeigst, beweist du deinem Gesprächspartner oder deiner Gesprächspartnerin, dass du mit Druck umgehen kannst und trotz der Herausforderung ruhig bleibst.
  • Diplomatie: Auf schwierige Fragen mit Humor zu reagieren, kann eine geschickte Art sein, deine Erfahrung und deine Fähigkeit zur Distanzierung zu zeigen. Achte jedoch darauf, dass du den Humor nicht dazu benutzt, von der Beantwortung der Frage abzulenken.

Humor kann in einem Bewerbungssgespräch durchaus seinen Platz haben, wenn er sparsam und subtil eingesetzt wird. Manche Bewerbenden können sogar einen bleibenden Eindruck beim Personalverantwortlichen hinterlassen, wenn sie Sympathie und ein dynamisches Temperament zeigen.

Wenn du es nicht gewohnt bist, andere zu unterhalten oder dich zu gestresst fühlst, um Humor bei einem Vorstellungsgespräch einzusetzen, ist das kein Problem. Einen Sinn für Humor zu haben oder ihn in einem Job-Interview ausdrücken zu können, ist nicht allen gegeben und normalerweise kein Einstellungskriterium. Betrachte es einfach als einen zusätzlichen Vorteil, mit dem du dich eventuell von anderen Bewerbenden abheben kannst.

Coach Sebastian Foquét

Sébastien Foquet ist Autor des französischen Blogs Mon super entretien d’embauche, wo er seine Tipps und Tricks mit seinen Leser*innen teilt, um ihnen die besten Chancen zu geben, ihre nächsten Bewerbungsgespräche erfolgreich zu meistern. Er ist seit vielen Jahren begeistert von allem, was mit Personalbeschaffung zu tun hat, und hat mehrere hundert Vorstellungsgespräche geführt: als Gründer und Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur, sowie in der Immobilienbranche und derzeit seit über 10 Jahren als Manager in der Versicherungsbranche.

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